Donnerstag, November 14, 2024
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Institut halbiert Wachstumsprognose – 90 Milliarden Euro weg

Berlin, 17. Mrz (Reuters) – Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat seine Wachstumsprognose für Deutschland wegen des Kriegs in der Ukraine nahezu halbiert. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr nur noch um 2,1 Prozent zulegen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Vorhersage. Noch im Dezember war das IfW von 4,0 Prozent ausgegangen. „Die deutsche Wirtschaft ist abermals heftigem Gegenwind ausgesetzt“, betonten die Forscher. Für 2023 hoben sie zugleich ihre Prognose leicht von 3,3 auf 3,5 Prozent an. Insgesamt falle die Wirtschaftsleistung damit in beiden Jahren um rund 90 Milliarden Euro geringer aus als zuvor angenommen, „was im Wesentlichen dem Ukraine-Schock geschuldet ist“.

Auch das in Essen ansässige RWI-Institut senkte seine Wachstumsprognose für dieses Jahr von 3,9 auf 2,5 Prozent, hob sie aber für 2023 stärker an von 2,5 auf 3,6 Prozent. „Der Krieg in der Ukraine belastet die Erholung der deutschen Wirtschaft von der Corona-Krise stark“, sagte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. „In den kommenden Monaten dürften sich die Auftriebskräfte jedoch wieder stärker durchsetzen.“ 

Dir russische Invasion in der Ukraine verschärft die schon bestehenden Probleme für die stark vernetzte deutsche Industrie. Rund 60 Prozent der Unternehmen melden zusätzliche Störungen in der Lieferkette und Logistik als Folge des Krieges, wie aus einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervorgeht. „Inzwischen erreichen uns auf vielen Kanälen Rückmeldungen über eine starke Zunahme der Probleme“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Schon in der bundesweiten IHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn hätten 84 Prozent mittlere bis erhebliche Lieferschwierigkeiten gemeldet.

INFLATIONSRATE VON 5,8 PROZENT ERWARTET

„Der Krieg in der Ukraine führt zu hohen Rohstoffpreisen, neuen Lieferengpässen und schwindenden Absatzmöglichkeiten“, betonten auch die Ökonomen des IfW. „Die hohen Rohstoffpreise verringern die Kaufkraft der verfügbaren Einkommen und dämpfen damit den privaten Konsum.“ Zudem belasteten zusätzliche Lieferengpässe die Industrie spürbar. Auch dürften sich zumindest vorübergehend die Absatzmöglichkeiten aufgrund der Sanktionen sowie der durch den Krieg gestiegenen Unsicherheit verringern.

„All dies trifft die Wirtschaft in einer Phase, in der die dämpfenden Einflüsse der Pandemie nachlassen und eine kräftige Erholung angelegt war“, so das IfW. Die in der Pandemie stark aufgestaute Kaufkraft bei den privaten Haushalten und dicke Auftragspolster der Industrie würden zugleich die Schockwellen aus dem Ukraine-Krieg abfedern.

Keine Entwarnung geben die IfW-Experten bei den Preisen. „Die Inflationsrate dürfte in diesem Jahr mit 5,8 Prozent so hoch ausfallen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland“, hieß es. Selbst wenn die Rohstoffpreise nicht mehr weiter steigen und die Lieferengpässe allmählich nachlassen, werde die Teuerungsrate auch im kommenden Jahr mit 3,4 Prozent wohl noch hoch bleiben.

Auf dem Arbeitsmarkt dürfte der Krieg kaum Spuren hinterlassen, erklärten die Ökonomen. Da die öffentlichen Ausgaben steigen, würden hingegen die Haushaltsdefizite wohl noch länger auf erhöhten Niveaus verharren. DIHK-Vizepräsident Ralf Stoffels fordert die Bundesregierung auf, die in der Corona-Pandemie bewährten Instrumente nun weiter anzuwenden – vom Kurzarbeitergeld für stark betroffene Unternehmen über Härtefall-Beifhilfen bis hin zu KfW-Kreditprogrammen.

Institut halbiert Wachstumsprognose – 90 Milliarden Euro weg

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Titelfoto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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