Hamburg, 28. Mrz (Reuters) – Die VW-Nutzfahrzeugsparte (VWN) will mit Mobilitätsdiensten und Robotertaxis zum Ende des Jahrzehnts Geld verdienen. Über alle Dienste gerechnet solle der Geschäftsbereich rund ums autonome Fahren und die damit zusammenhängende Dienste dann eine Umsatzrendite von über zehn Prozent erwirtschaften, sagte Spartenchef Carsten Intra am Montag bei der Bilanzpräsentation. „Wir planen tatsächlich, noch vor 2030 den Break-even zu erreichen“, fügt Finanzchef Michael Obrowski hinzu. In den USA habe sich VWN bei Mobilitätsdiensten einen Marktanteil von „eher unter zehn Prozent“ und für Europa von über 20 Prozent vorgenommen.
Bei der Transportersparte mit Sitz in Hannover haben die Wolfsburger die Entwicklung des autonomen Fahrens sowohl für den Personenverkehr (Mobility as a Service/“MaaS“) als auch für Transportdienste (Transport as a Service/“TaaS“) gebündelt. In den USA will VWN die im Gemeinschaftsunternehmen Argo AI mit FordF.N entwickelte Technologie an Fahrdienste wie Uber und Lyft verkaufen. Lyft ist an Argo beteiligt, was bei der Geschäftsanbahnung helfen dürfte. Das Management sei zu Gesprächen mit diesen Anbietern bereit, um die technischen Plattformen zur Verfügung zu stellen, sagte Intra. Für die Entwicklung eigener Angebote schaue man sich die zu General Motors gehörende Robotaxi-Firma Cruise an, die autonomes Fahren mit Sicherheitsfahrer an Bord erprobt.
CRUISE IN SCHLAGWEITE
Intra sagte, VW werde für einzelne Städte Angebote entwickeln. Bevor solche Dienste an den Start gingen, sollen die Fahrzeuge ausreichend Testkilometer abspulen. „Wir glauben, dass wir Cruise in Schlagweite haben“, sagte Intra. „Wir wissen nur nicht genau, ob vor uns oder hinter uns.“ Wegen der in seinem Fahrzeugen eingesetzten Technologie, die zur Umfelderkennung Laserradar (Lidar) nutzt, gehe VWN von einer großen Sicherheit aus.
Auch in Europa will VW eigene Dienste an den Start bringen. Im Bereich autonomes Fahren, MaaS und TaaS wolle die Sparte im Jahr 2030 in mehr als 50 Städten in den USA und Europa ein profitables Angebot anbieten. In China wolle man dann mit Partnern gestartet sein. Derzeit würden die Konzepte dafür gearbeitet.
„Wir werden den großen Sprung brauchen“, sagte Intra. Der ID.Buzz, der mit autonomer Technologie derzeit in München getestet und nach weiteren Erprobungen ab 2025 in Hamburg beim VW-Mobiltätsdienst Moia eingesetzt werden soll, werde dafür weiterentwickelt. Auch die Kosten müssten deutlich gesenkt werden.
Im klassischen Autogeschäft soll die VW-Tochter, die vor allem Transporter und Lieferwagen baut, im Jahr 2030 ein jährliches operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern von einer Milliarde erwirtschaften – bei einer Umsatzrendite von mehr als fünf Prozent.
Im vergangenen Jahr schaffte die Marke mit einem operativen Ergebnis von 73 (Vorjahresverlust: 454) Millionen Euro die Rückkehr in die Gewinnzone ein Jahr früher als geplant. Dabei machte die Transportersparte einen Absatzrückgang auf 359.500 (371.000) Einheiten angesichts des Halbleitermangels durch den Verkauf von Fahrzeugen mit höherer Marge sowie geringeren Preisabschläge mehr als wett. Auch weitere Einsparungen trugen dazu bei.
Eine Prognose für das laufende Jahr traut sich VWN angesichts des Ukraine-Kriegs nicht zu. Die drei Werke in Hannover und Polen (Posnan und Wrzesnia) fuhr die VW-Tochter nach einer zweiwöchigen Produktionsunterbrechung wegen fehlender Teile zu Wochenbeginn wieder an. Um unabhängiger von Lieferungen aus der Ukraine zu werden, baue man anderorts Kapazitäten auf. „Wir fahren eine Spiegelungsstrategie“, sagte Beschaffungsvorstand Karl Bernqvist. „Wir werden in anderen Standorten die gleichen Kapazitäten, Anlagen und Werkzeuge aufbauen.“
VW peilt ab 2030 zweistellige Rendite bei Roboterautos an
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.