Freitag, April 19, 2024
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Ökonomen zum Metallabschluss – „Buckel statt Lohn-Preis-Spirale“

UPDATE Berlin, 18. Nov – Ökonomen sehen im hohen Lohnabschluss in der deutschen Metallindustrie keine Gefahr einer beginnenden Lohn-Preis-Spirale. „Der Tarifabschluss ist ein gutes Ergebnis“, sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. „Die dauerhaften Lohnerhöhungen von gut vier Prozent pro Jahr werden keine Lohn-Preis-Spirale auslösen.“ Besonders wichtig sei, dass mit der Einigung längere Streiks abgewendet werden konnten. Diese hätten die Krise verschärft. Die steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von 3000 Euro sorge zudem dafür, dass die verfügbaren Einkommen trotzdem spürbar steigen. „Angesichts der hohen Unsicherheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung ist es sinnvoll, Einmalzahlungen zu nutzen, statt allein auf dauerhafte Lohnerhöhungen zu setzen“, sagte Fuest. Das dürfte auch in vielen anderen Bereichen der Wirtschaft möglich sein.

Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie hatten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft in der Nacht auf eine kräftige Lohnerhöhung geeinigt. Die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der größten deutschen Industrie bekommen in zwei Schritten 8,5 Prozent mehr Geld sowie 3000 Euro Einmalzahlung netto. Das sei zwar hoch, kommentierte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. „Aber die Laufzeit über zwei Jahre macht es erträglich.“ Daher zeichne sich eher ein „Buckel statt einer Spirale“ ab, sagte Schmieding.

„VERTRAUEN IN PREISSTABILITÄT HAT GELITTEN“

Ähnlich schätzt das Stefan Kooths vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) ein. „Der derzeitige Inflationsdruck ist keine reine Energiepreisstory, sondern der Preisauftrieb wird auch merklich von heimischen Faktoren getrieben“, sagte der IfW-Vizepräsident. „Dem passen sich die Tarifparteien nun an, entankerte Inflationserwartungen bedeutet das aber noch nicht.“ Darauf wiesen die während der Laufzeit abnehmenden tabellenwirksamen Raten sowie die hohe Einmalzahlung von 3000 Euro hin. Diese dürfte – neben steuerlichen Anreizen – auch Ausdruck hoher Unsicherheit sein. Zudem spiele eine Rolle, dass angesichts des hohen Auftragsbestands eine Einigung ohne Arbeitskampf für die Unternehmen wichtig gewesen sei. „Eine Entwarnung für die Geldpolitik ist das gleichwohl nicht“, sagte Kooths. „Unsicherheit über die weitere Inflationsentwicklung bedeutet auch, dass das Vertrauen in die Preisstabilität bereits gelitten hat.“

Die Europäische Zentralbank (EZB) will verhindern, dass die hohe Inflation dazu führt, dass anschließend auch die Löhne sehr kräftig steigen. Preise und Löhne könnten sich dann gegenseitig nach oben schaukeln, was die Inflation zu verfestigen droht. Die Teuerungsrate in Deutschland liegt mit 10,4 Prozent so hoch wie seit 1951 nicht mehr, weil Energie infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine deutlich teurer geworden ist. Auch Lebensmittel kosten inzwischen erheblich mehr.

Nach Einschätzung des LBBW-Ökonomen Jens-Oliver Niklasch haben sich die Tarifparteien auf eine Lastenteilung geeinigt, was langfristig beiden Seiten als Beitrag zur Standortsicherung nutzen dürfte. „Wer den größeren Teil der Last trägt, werden wir natürlich erst im Nachhinein sagen können“, sagte Niklasch. „Im Moment scheinen mir die Gewerkschaften den etwas besseren Schnitt gemacht zu haben.“

Berlin, 18. Nov – Ökonomen sehen im hohen Lohnabschluss in der deutschen Metallindustrie nicht die Gefahr einer beginnenden Lohn-Preis-Spirale. „8,5 Prozent plus Sonderzahlung ist hoch, aber die Laufzeit über zwei Jahre macht es erträglich“, sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. „Der Lohndruck nimmt im Zeitablauf wieder ab“, sagte der Experte mit Blick darauf, dass dem Plus im kommenden Jahr von 5,2 Prozent ein kleineres Zuwachs 2024 von 3,3 Prozent folgen soll. Das zeichne sich eher ein „Buckel statt einer Spirale“ ab, sagte Schmieding.

Ähnlich schätzt das Stefan Kooths vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) ein. „Der derzeitige Inflationsdruck ist keine reine Energiepreisstory, sondern der Preisauftrieb wird auch merklich von heimischen Faktoren getrieben“, sagte der IfW-Vizepräsident. „Dem passen sich die Tarifparteien nun an, entankerte Inflationserwartungen bedeutet das aber noch nicht.“ Darauf wiesen die während der Laufzeit abnehmenden tabellenwirksamen Raten sowie die hohe Einmalzahlung von 3000 Euro hin. Diese dürfte – neben steuerlichen Anreizen – auch Ausdruck hoher Unsicherheit sein.

Zudem spiele eine Rolle, dass angesichts des hohen Auftragsbestands eine Einigung ohne Arbeitskampf für die Unternehmen wichtig gewesen sei. „Eine Entwarnung für die Geldpolitik ist das gleichwohl nicht“, sagte Kooths. „Unsicherheit über die weitere Inflationsentwicklung bedeutet auch, dass das Vertrauen in die Preisstabilität bereits gelitten hat.“

Die Europäische Zentralbank (EZB) will verhindern, dass die hohe Inflation dazu führt, dass anschließend auch die Löhne sehr kräftig steigen. Preise und Löhne könnten sich dann gegenseitig nach oben schaukeln, was die Inflation zu verfestigen droht. Die Teuerungsrate in Deutschland liegt aktuell mit 10,4 Prozent so hoch wie seit 1951 nicht mehr, weil Energie infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine deutlich teurer geworden ist. Auch Lebensmittel kosten inzwischen erheblich mehr.

Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie hatten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft in der Nacht auf eine kräftige Lohnerhöhung geeinigt. Die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der größten deutschen Industrie bekommen in zwei Schritten 8,5 Prozent mehr Geld sowie 3000 Euro Einmalzahlung netto. Nach Einaschätzung des LBBW-Ökonomen Jens-Oliver Niklasch haben sich die Tarifparteien auf eine Lastenteilung geeinigt, was langfristig beiden Seiten als Beitrag zur Standortsicherung nutzen dürfte. „Wer den größeren Teil der Last trägt, werden wir natürlich erst im Nachhinein sagen können“, sagte Niklasch. „Im Moment scheinen mir die Gewerkschaften den etwas besseren Schnitt gemacht zu haben.“

Ökonomen zum Metallabschluss – „Buckel statt Lohn-Preis-Spirale“

Quelle: Reuters

Titelfoto: Bild von Jörg Felix auf Pixabay

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