Berlin, 25. Mrz (Reuters) – Trotz des unerwartet starken Einbruchs beim Geschäftsklima rechnet das Ifo-Institut vorerst nicht mit einer Rezession als Folge des Ukraine-Krieges. „Für das erste Quartal sehen wir keine Rezession in Deutschland“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Geschäftslage von Handel und Dienstleistern sei im März stabil geblieben, auch die Industrie habe sich ganz gut gehalten. „Die Corona-Öffnungen stützen hier die Konjunktur“, sagte Wohlrabe.
Die Aussichten für die kommenden sechs Monate haben sich dagegen stark eingetrübt. „Die deutsche Wirtschaft steht vor unruhigen und unsicheren Zeiten“, so der Ökonom. So hätten sich die Lieferkettenprobleme in der Industrie verschärft. Zudem haben die Preiserwartungen angezogen, was auf eine steigende Inflation hindeutet. „Zwei Drittel der Industriebetriebe wollen ihre Preise anheben, so viele wie noch nie“, sagte Wohlrabe. In der Folge wollen auch die Einzelhändler nachziehen. „Das ist ein Domino-Effekt.“
Besonders düster werden die Aussichten derzeit von der Logistikbranche bewertet. „Sie leidet gleich unter drei großen Problemen“, sagte Wohlrabe. „Ihr machen fehlende Fahrer, hohe Dieselpreise und die Lieferkettenprobleme in der Industrie zu schaffen.“
Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine massiv eingetrübt. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel im März auf 90,8 Punkte nach 98,5 Zählern im Februar, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 9000 Managern mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 94,2 gerechnet. Zuvor war der wichtigste Frühindikator für die Konjunktur in Deutschland zwei Monate in Folge gestiegen. Die Führungskräfte beurteilten vor allem die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter als zuletzt.
Keine Rezession in Deutschland im ersten Quartal
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.