München, 23. Mrz (Reuters) – Beim Nürnberger Bordnetz-Hersteller Leoni läuft die Produktion in der West-Ukraine trotz des Krieges wieder an. Seit Anfang der Woche werde trotz der Ausgangssperren sogar wieder in zwei Schichten gearbeitet, sagte Vorstandschef Aldo Kamper am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz. Rund 4000 der 7000 Mitarbeiter in den beiden Werken in der Nähe von Lwiw (Lemberg) – davon zwei Drittel Frauen – produzierten wieder Kabelbäume für die europäischen Autohersteller.
Leoni taste sich von 40 Prozent auf 60 bis 70 Prozent der Kapazität heran. Gleichzeitig wird ein Teil der Produktion eilig in andere Länder verlagert. Vieles gehe nach Rumänien und Serbien, wo auch geflüchtete Mitarbeiter aus der Ukraine Arbeit suchten, sagte Kamper. Auch Tunesien oder Marokko sprängen ein. „Wir machen das Unmögliche möglich.“
Unternehmen wie VW und BMW hatten die Bänder zeitweise anhalten müssen, weil der Nachschub von Leoni und anderen Kabelbaum-Herstellern ausblieb, die ebenfalls in der Ukraine produzieren. Bei Leoni kommen normalerweise zehn Prozent des Liefervolumens für die europäischen Autobauer von dort. Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges und der Verlagerungen würden zumindest zum Teil von den Autobauern getragen, deutete Kamper an: „Wir haben pragmatische Lösungen für die Mehrkosten gefunden.“
Der Westen der Ukraine ist vom Krieg bisher wenig betroffen. „Zum Glück ist eine gewisse Normalität da“, sagte der Leoni-Chef. Immer wieder müssten die Mitarbeiter aber stundenlang in der Kälte in Luftschutzbunkern ausharren – ob nahe der Fabrik oder ihrer Wohnungen. Sie kämen deshalb teilweise übermüdet zur Arbeit. Die Schichten würden dann verkürzt. Die Arbeit sei freiwillig, viele Mitarbeiter wollten damit aber zeigen, dass sie und ihr Land sich nicht unterkriegen ließen. Das gelte auch für Leoni: „Wir halten an der Ukraine fest.“
Kabelbaum-Hersteller Leoni kann in der Ukraine wieder produzieren
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