Berlin, 25. Apr (Reuters) – Der harte Kurs gegen die Coronavirus-Pandemie in China wird nach Ansicht des Münchner Ifo-Instituts die Konjunktur in Deutschland bremsen. „Die Folgen des China-Lockdowns werden die deutsche Wirtschaft in den nächsten Monaten treffen“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. „Das wird die Lieferkettenprobleme der Industrie verschärfen und die Verfügbarkeit von Waren im Einzelhandel einschränken.“ Vor allem die Logistik werde darunter leiden. „Das wird sich noch mal deutlich verschärfen.“
Insgesamt hätten die Betriebe aber den ersten Schock des Kriegs in der Ukraine weitgehend verdaut. „Die deutsche Wirtschaft zeigt sich robust gegenüber der Unsicherheit“, erläuterte Wohlrabe. „Für das erste Quartal sehen wir keine Rezession.“ Auch für das laufende zweite Quartal zeichne sich kein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts ab.
Das Barometer für das Geschäftsklima stieg im April überraschend auf 91,8 Punkte nach 90,8 Zählern im März, wie das Ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 9000 Managern mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Rückgang auf 89,1 Zähler gerechnet. Die Führungskräfte beurteilten ihre Geschäftslage minimal besser als zuletzt. Die Aussichten für die kommenden sechs Monate wurden zudem weniger pessimistisch eingeschätzt als noch im März.
Wohlrabe betonte aber, dass es weiter Engpässe bei wichtigen Gütern gebe. „Die Lieferkettenprobleme der Industrie bleiben auch im April groß.“ Rund 75 Prozent der Firmen klagten darüber, nach gut 80 Prozent im März. „Die Erwartungen der Industrie haben sich etwas verbessert, sind aber noch stark von Pessimismus geprägt.“
Die Unternehmen versuchen, die gestiegenen Kosten an Kunden weiter zu reichen. „Viele Firmen haben weitere Preiserhöhungen angekündigt“, sagte der Ifo-Fachmann. „Das zieht sich jetzt durch die gesamte Wirtschaft.“ Im Einzelhandel planten dies drei von vier Betrieben. „Die Inflationsdiskussion wird uns noch weiter begleiten.“ Vor allem teurere Energie seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat dazu geführt, dass die Inflation in Deutschland im März auf 7,3 Prozent kletterte und damit auf den höchsten Stand seit 1981.
Ifo-Experte – China-Lockdown trifft deutsche Wirtschaft
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.