Samstag, April 27, 2024
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Finanzaufsicht Bafin warnt vor weiteren Folgen des Ukraine-Kriegs

Frankfurt, 03. Mai (Reuters) – Die Finanzaufsicht Bafin warnt vor den Folgen des Ukraine-Kriegs für die Bankenbranche und sieht ein erhöhtes Risiko für Cyberattacken auf deutsche Finanzunternehmen. Ihren Kampf gegen Geldwäsche wollen die Aufseher verstärken, wie der der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Mark Branson, am Dienstag auf der Jahrespressekonferenz sagte.

Zwar sei das Finanzsystem stabil und die direkten Auswirkungen des Kriegs und der Sanktionen gegen Russland und Belarus Stand jetzt verkraftbar. „Problematisch könnten die schwer einschätzbaren Zweit- und Drittrundeneffekte werden“, führte Branson aus. Der Krieg bremse weltweit das Wirtschaftswachstum, störe Handelsbeziehungen, treibe die Preise von Gas, Öl und anderen Rohstoffen in die Höhe und verschärfe das Problem der Lieferengpässe.

Der frühere Chef der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma war im August an die Spitze der BaFin gewechselt. Branson hatte der Aufsicht auf die Fahnen geschrieben, dass sie künftig mutiger werden und schneller handeln und mehr Risiken eingehen müsse, um nicht zu spät einzugreifen. Sein Vorgänger Felix Hufeld war über den Wirecard-Finanzskandal gestolpert.

Die militärische, handelspolitische oder energiepolitische Lage könne jederzeit stark eskalieren – Martturbulenzen wären die Folge, sagte Branson. „Wir sehen auch, wie infolgedessen die Inflation weiter steigt, was Zinsanhebungen immer wahrscheinlicher macht, auch in der Eurozone“, sagte er. „Ein abrupter und kräftiger Zinsanstieg könnte die Banken in Schwierigkeiten bringen.“ Kurzfristig angelegte Refinanzierungen würden plötzlich teurer, während Zinseinkünfte aufgrund langer Zinsbindungen langsamer stiegen. Die Bafin prüfe gerade, welche deutschen Banken in diesem Szenario besonders gefordert wären. 

Bafin

Verstärkt im Blick hat die Finanzaufsicht das Risiko von Hackerangriffen. „Sehr groß und sehr präsent ist die Gefahr, dass Unternehmen des Finanzsektors Opfer von Cyberangriffen werden oder dass es dort zu internen IT-Sicherheitsvorfällen kommt“, sagte Branson. Der Krieg habe Cyberangriffe auf den Finanzsektor wahrscheinlicher gemacht. „Solche Vorfälle können im Extremfall der Stabilität des Finanzsystems schaden.“ Es gebe Akteure in dieser Welt der Cyberangriffe, die staatsnah seien. „Deswegen wissen wir alle, die Risikolage hat sich geändert,“ sagte er. Experten weisen darauf hin, dass es aufgrund des Kriegs und der scharfen Sanktionen des Westens gegen Russland und Belarus zu verstärkten Hackerangriffen aus Russland auf kritische Infrastruktur kommen könnte.

MEHE EINSATZ ZUR PRÄVENTION VON GELDWÄSCHE

Beim Kampf gegen Geldwäsche will die Aufsicht die Zügel anziehen. „Jetzt kommt eine Intensivierung der Aufsicht in Deutschland aber auch auf der europäischen Ebene,“ sagte Branson. Beim Kampf gegen die organisierte Kriminalität spiele das Finanzsystem eine ganz wesentliche Rolle. „Man darf nicht da schlafen“, sagte er: „Wenn Finanzunternehmen in der Prävention zu lasch unterwegs sind, können die finanziellen Folgen und die Reputationsschäden immens sein, wenn nicht gar existenzgefährdend.“ Das Thema sei in den vergangenen Jahren eher unterschätzt worden. Die Bafin ist Branson zufolge dabei, die Abteilung Geldwäscheprävention personell zu stärken. „Wir wollen mehr Ressourcen in die operative Geldwäscheaufsicht stecken“, kündigte er an.

Gefahren für die Finanzbranche sieht Branson auch auf den Immobilienmärkten, wo sich Risiken aufgetürmt hätten. „Die Nachfrage nach Wohnimmobilienkrediten ist immer weiter gestiegen – hauptsächlich aufgrund der niedrigen Zinsen“, sagte er. Wenn aber die Zinsen steigen, lasse die Nachfrage nach Wohnimmobilien nach. „In der Folge könnten deren Preise sinken – und damit der Wert der Sicherheiten“, warnte er. Laut Bundesbank sind die Preise für Wohnimmobilien inzwischen um etwa 20 bis 35 Prozent überbewertet.

Finanzaufsicht Bafin warnt vor weiteren Folgen des Ukraine-Kriegs

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Titelfoto und Foto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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