Felix Anthonj ist Speaker auf der insureNXT 2022, wir haben ein Interview mit Felix Anthonj geführt:
Stellen Sie sich doch bitte kurz vor!
Mein Name ist Felix Anthonj. Ich habe 2012 die Software Firma Flexperto gegründet – und das Unternehmen letztes Jahr an die italienische RGI Gruppe verkauft. Nun bin ich bei Flexperto nach wie vor als Geschäftsführer aktiv und berate Versicherer und Banken bei allen Fragen rund um das Thema Digitalisierung.
Stellen Sie uns doch kurz ihr Unternehmen vor !
Das Grundproblem: Die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden ist trotz der Corona-Pandemie immer noch stark analog geprägt. Digitale Kommunikationskanäle wie Videochat oder Messaging sind nicht sonderlich gut ausgebaut. Flexperto bietet mit der Communication Cloud eine SaaS-Lösung für einen effizienteren Vertrieb und Service. Unser Fokus liegt dabei auf Use Cases in der digitalen Beratung.
Zu unseren Kunden zählen große internationale Unternehmen aus der Versicherungs- und Bankenbranche wie DEVK, HDI, Alte Leipziger, Deutsche Telekom und Daimler.
Unsere Mutter, die RGI Gruppe, ist europäischer Marktführer bei der digitalen Transformation der Versicherungsbranche und unterstützt seit 30 Jahren mehr als 1.200 Versicherer, Banken und Makler in der gesamten EMEA-Region.
Was sind Ihre Aufgaben im Unternehmen?
Als Geschäftsführer kümmere ich mich primär darum, die Teams bei der Erfüllung ihrer Ziele zu unterstützen. Dazu gehören sowohl strategische als auch personelle Fragestellungen. Operativ bin ich vor allem in Vertriebsprojekte eingebunden und spreche hier auch bei größeren Deals noch persönlich mit unseren Kunden und Partnern.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Ihnen aus?
6:00 Uhr Aufstehen, eine Runde Sport und dann ein leckeres Frühstück. Ab 8:30 Uhr erste Check-ins mit meinem Team und Emails beantworten, meist gefolgt von zahlreichen Kunden- und Partner-Terminen, die bis spät in den Abend gehen können. Einen signifikanten Teil meines Tages machen auch Personal- oder Recruiting-Gespräche aus. Am Nachmittag habe ich, wenn ich Glück habe, manchmal noch etwas Zeit für strategische Themen und die Konzeption von neuen Projekten.
Über welches Thema sprechen Sie auf der insureNXT?
Ich werde über den südafrikanischen Versicherungsmarkt sprechen und darüber, was wir von diesem lernen können. Dabei geht es mir insbesondere darum, erfolgreiche digitale Ökosysteme vorzustellen.
Wer sollte sich Ihren Vortrag nicht entgehen lassen?
Jeder, der sich fragt, wie er Kunden täglich in seine Versicherungs-App bekommt, sollte auf jeden Fall dabei sein. In meinem Vortrag zeige ich das nämlich anhand konkreter Beispiele.
Welche Anlagestrategien haben Sie persönlich?
Einen Großteil meines Vermögens investiere ich in meine eigenen Projekte und Unternehmen, denn da weiß ich genau, was mit meinem Geld passiert. Aktuell investiere ich auch stärker in Immobilien, um hier mein Risiko zu streuen. Den Rest, ca. 25%, investiere ich in ein diversifiziertes Portfolio von Aktien – vor allem unterbewertete Unternehmen und Technologie-Titel, breit gestreute ETFs, Rohstoffe und Versicherungs-Vorsorgepläne.
Wie fit sind Sie im Kryptobereich?
Ich würde mich nicht als „fit“ bezeichnen. Allerdings kenne ich die Grundprinzipien und versuche mein Wissen in diesem Bereich stetig auszubauen. Persönlich finde ich andere Assets mit etablierten Use Cases – wie Sie auch an meiner Anlagestrategie sehen – allerdings interessanter.
Wie bewerten Sie die Kryptoszene?
Für eine abschließende Bewertung fehlt mir das tiefgehende Wissen. Was ich feststelle: die Kryptowerte folgen dem Gesamtmarkt. Anders als beispielsweise Gold oder Rohstoffe. Insofern sind Kryptowerte für mich kein guter Hedge im Portfolio. Die Volatilität des Marktes ist sicherlich eine hohe Gefahr für unerfahrene Anleger und ist daher kritisch zu betrachten. Insbesondere da es mittlerweile dank zahlreicher Online-Broker spielerisch einfach geworden ist, diese Werte zu handeln.
Wie wichtig sind Events für das Networking und den Erfahrungsaustausch?
Für mich sind Events die beste Möglichkeit für Networking und Erfahrungsaustausch.
Welche Bücher können Sie empfehlen?
Principles von Ray Dalio. Ich lese auch gerne buddhistische Kurzgeschichten.
Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?
Ich möchte weitere erfolgreiche Unternehmen aufbauen, die den Kunden und Nutzern einen echten Mehrwert bringen. Gleichzeitig möchte ich die Vernetzung zwischen jungen Start-ups und der etablierten Unternehmenslandschaft voranbringen und Talente fördern. Mein größtes Ziel ist es, einen Beitrag zur Verringerung der globalen Ungleichheit beizutragen. Hier plane ich demnächst ein neues Projekt.
Welche 3 Tipps haben Sie für Kryptoneulinge?
Nicht zocken – investiere nur, was dir nicht wehtut.
Erst gründlich informieren und mit erfahrenen Krypto-Tradern sprechen.
Nicht alle Eier in einen Korb legen – auch im Kryptomarkt sollte man diversifizieren.
Wie hat sich der Kapitalmarkt in den letzten 5-10 Jahren verändert?
Die Unternehmensbewertungen sind massiv gestiegen. Vor ein paar Jahren war ein EBITDA-Multiple von 9 anständig. Heute sind börsennotierte Unternehmen im Technologie-Sektor mit einem Vielfachen davon bewertet – in der Hoffnung, das Wachstum kenne keine Pause. Das kann natürlich nicht funktionieren.
Und durch die Zinspolitik der letzten Jahre ist viel Geld in den Markt geflossen. Das ist sicherlich positiv in einigen Fällen – so haben beispielsweise hohe Start-up-Finanzierungen auch in Europa dazu geführt, dass moderne Technologien in Zukunft unsere Wettbewerbsfähigkeit und den Standort Deutschland attraktiv halten. Allerdings birgt diese Entwicklung auch enorme Risiken, wenn es durch Ereignisse wie den Ukraine-Krieg zu einer Kettenreaktion auf dem Kapitalmarkt kommt.
Zudem sehen wir, dass zunehmend junge Menschen auch in Deutschland den Aktienmarkt für sich entdecken. Auch das ist positiv – und mit dem Risiko verbunden, dass unerfahrene Menschen durch die Einfachheit des Tradings der heutigen Apps ohne großes Hintergrundwissen und ohne Beratung Investment-Entscheidungen treffen, die in einem Bärenmarkt zum Verhängnis werden können.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Weil es mir Spaß macht, etwas Neues zu erschaffen und mir auszusuchen, mit wem ich zusammenarbeite.
Gibt es den richtigen Zeitpunkt, um ein Unternehmen zu gründen?
Jein: Wenn man sich danach fühlt. Ich habe ein Software-Unternehmen im Studium gegründet und zwar ohne jegliche Vorerfahrung in diesem Bereich, weil ich mich danach gefühlt habe. Mit entsprechender Vorerfahrung, zum Beispiel durch ein paar Jahre Beratung, hätte ich sicherlich einige Fehler nicht gemacht und das wäre rational vermutlich der einfachere Weg gewesen. Auf der anderen Seite baut sich mit dem Alter ein Sicherheitsbedürfnis auf, was mich vielleicht abgehalten hätte, überhaupt den Schritt zu gehen. Und noch dazu hatte ich auf dem steinigen Weg eine Menge Spaß.
Wir bedanken uns bei Felix Anthinj für das Interview. Aussagen des Autors und des Interview-Partners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlages wieder.
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