Berlin, 18. Mrz (Reuters) – Ein großer Teil der Gas-Importe aus Russland sind einer Analyse des Bundesverbandes der Energiewirtschaft (BDEW) zufolge kurzfristig verzichtbar. „Stand heute lassen sich rund 50 Prozent des russischen Erdgases kurzfristig ersetzen oder substituieren. Das entspricht etwa 20 Prozent des Jahresgasbedarfs in Deutschland“, fasste BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae am Freitag die Studie zusammen. Allerdings müsse der übrige Teil etwa durch neue Flüssiggas-Importe ausgeglichen werden. Zudem müsse man jetzt die Altbau-Sanierung und vor allem den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben.
Die Studie legt als Basis die Importe aus Russland zwischen Januar und März zugrunde. Dies seien nur noch 40 Prozent der Einfuhren gewesen. Im Schnitt der vergangenen Jahren waren es noch über 50 Prozent. Russland lieferte aber in den vergangenen Monaten weniger, so dass verstärkt auf Quellen aus anderen Ländern zurückgegriffen wurde – vor allem Norwegen und den Niederlanden. Diese Länder können aber nur sehr begrenzt ihre Produktion ausweiten.
Der Studie zufolge gibt es die größten Einsparpotenziale bei den Gaskraftwerken und den privaten Haushalten. „Beim aktuellen Preisniveau für Erdgas im Großhandel wird dieses Potenzial derzeit vermutlich bereits marktlich teilweise erschlossen. Insgesamt kann die entfallende Stromerzeugung aus Gaskraftwerken mit vorhandenen Erzeugungskapazitäten kompensiert werden“, heißt es.
In Haushalte könnte etwa durch eine Reduzierung der Raumtemperatur um ein Grad allein bis zu sechs Prozent des Verbrauchs gespart werden. Insgesamt gibt es der Untersuchung zufolge ein Potenzial von etwa 15 Prozent in privaten Wohnungen. In der Industrie, die für gut ein Drittel des Verbrauchs steht, könnten nur etwa acht Prozent kurzfristig gespart werden. Die Gasförderung in Deutschland – derzeit fünf Prozent des Verbrauchs – könne um bis zu zehn Prozent ausgeweitet werden.
Energie-Verband – Hälfte russischen Gases wäre kurzfristig ersetzbar
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