Berlin, 04. Jul (Reuters) – Bundesverkehrsminister Volker Wissing plädiert angesichts des Personalmangels an Flughäfen und bei Airlines für attraktivere Arbeitsbedingungen in der Branche. Nötig seien Beschäftigte, die die entsprechenden Aufgaben wie etwa Gepäckabfertigung und Sicherheitskontrollen wahrnehmen könnten, sagte der FDP-Politiker am Montag dem Sender Bild TV. „Deswegen haben wir eine Verantwortung dafür, dass die Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sie möglichst attraktiv sind, und gleichzeitig, dass die Personen angemessen bezahlt werden“. Unattraktiver Lohn sei „möglicherweise Teil des Problems“, erklärte der Minister. „Deswegen muss man sich auch mit der Frage beschäftigen, wie geht man mit der Bezahlung um.“
Das sei allerdings eine Frage für die privaten Unternehmen. Es gebe „keine Möglichkeit, diese Arbeitsverträge jetzt von politischer Seite zu gestalten“, sagte Wissing. „Aber klar ist auch, dass wir diese Arbeitsplätze attraktiv halten müssen, wenn wir als Gesellschaft solche Probleme nicht dauerhaft haben wollen.“ Viele Branchen setzen auf Besserung durch ein geändertes Einwanderungsgesetz der Ampelkoalition.
Verschiedene Vertreter der Luftfahrt haben den Jobmarkt als „abgegrast“ bezeichnet. Die Bundesregierung soll nun mit beschleunigten bürokratischen Verfahren helfen, so dass befristet angestellte Hilfskräfte vor allem aus der Türkei an den Flughäfen einspringen können. Sie sollen etwa bei der Gepäckabfertigung und beim Check-in aushelfen. Die Branche hofft auf 1500 bis 2000 Personen, die großenteils wohl ab August zum Einsatz kommen könnten. Dies dürfte allerdings für das Feriengeschäft vieler Flughäfen schon zu spät sein.
Derzeit ächzt die gesamte Wirtschaft wegen des Ukraine-Kriegs zwar unter den hohen Preisen für Energie und Rohstoffe sowie unter den Lieferengpässen. Seit langem belastet aber – auch demografiebedingt – der Fachkräftemangel. Dieses Problem ist Arbeitnehmervertretern zufolge zum Teil hausgemacht. So sorgen auch unattraktive Jobbedingungen wie geringe Bezahlung oder ungünstige Arbeitszeiten dafür, dass immer mehr Firmen händeringend nach geeignetem Personal suchen, wie aus einer Umfrage des gewerkschaftsnahen WSI-Instituts von knapp 3900 Betriebs- und Personalräten hervorgeht.
Wissing fordert „angemessene“ Bezahlung in Luftfahrtbranche
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.