Freitag, November 22, 2024
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Volkswirte zur überraschend hohen Inflationsrate im Oktober

Berlin, 28. Okt – Die Inflation in Deutschland hat sich im Oktober überraschend stark beschleunigt. Die Verbraucherpreise stiegen um durchschnittlich 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg der Teuerungsrate auf 10,1 von 10,0 Prozent im September gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

THOMAS THEOBALD, IMK:

„Noch lässt sich nicht feststellen, dass die Inflationsentwicklung ihren Hochpunkt überschritten hat, auch wenn die jüngst rückläufigen Börsenpreise für Erdgas hier Hoffnung geweckt haben. Die großen konjunkturellen Belastungen stehen der deutschen und der europäischen Wirtschaft erst über das Winterhalbjahr bevor. Die EZB ist daher gut beraten, ihre Zinspolitik in den kommenden Monaten vorsichtig auszurichten.“ 

FRITZI KÖHLER-GEIB, CHEFVOLKSWIRTIN KFW:

„Die Inflation bleibt zweistellig. Die deutsche Wirtschaft befindet sich derzeit in stürmischer See und ein Abdriften in eine Rezession ist in den kommenden Monaten durchaus wahrscheinlich. Anhaltend hohe Inflationsraten könnten den drohenden Abwärtsstrudel noch verstärken. So kommen die Energiekrise und die stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise mittlerweile in der breiten Mitte der Bevölkerung an.“

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

„Es ist eine Zahl, die einem das Fürchten lehrt. Wer hätte vor zwei Jahren gedacht, dass die Inflationsrate in Deutschland auf über zehn Prozent steigen würde. Dabei gehört es mittlerweile fast schon zum allmonatlichen Ritual, dass die Inflationsrate auf der Oberseite überrascht. Dies zeigt aber schon, wie stark derzeit die Preisdynamik ist. Zu den Teuerungstreibern im Oktober gehören einmal mehr Energie und Lebensmittel. Unter anderem verteuern sich auch Kleidung und der Besuch im Restaurant.“

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:

„Die Inflationsrate nistet sich über 10,0 Prozent ein. Die Inflationslage ist ernst, zumal Unternehmen weitere Preiserhöhungen beabsichtigen und Verbraucher mit längerfristig höheren Inflationsraten rechnen. Die Inflationsrate dürfte in den nächsten Monaten einen Hang zur Zweistelligkeit behalten. Es ist schwer verständlich, dass die EZB gestern beim Leitzinsausblick rhetorisch einen Gang zurückgeschaltet hat.“

RALF UMLAUF, HELABA:

„Die Teuerungswelle in Deutschland hat den Zenit noch immer nicht überschritten und auch in anderen europäischen Ländern kam es nochmals zu Anstiegen der Inflationsrate. Damit einhergehend bleibt der Druck auf die EZB erhalten, auch bei der nächsten Ratssitzung im Dezember die Zinsen kräftig zu erhöhen, zumal die BIP-Wachstumsrate in Deutschland mit 0,3 Prozent überraschte und in Frankreich und Spanien ebenfalls Zuwächse verzeichnet wurden. Die EZB signalisiert, in Abhängigkeit eingehender Daten zu agieren, und diese sprechen heute eine klare Sprache.“

JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK:

„Dass die Inflationsrate wieder einen neuen Höchststand erreicht hat, liegt nicht nur an den massiv höheren Preisen für Energie und Nahrungsmittel. Vielmehr sind im Oktober auch die Preise der übrigen Güter noch einmal schneller gestiegen, wie der Anstieg der Kerninflation von 4,6 auf geschätzt 5,0 Prozent zeigt. Weil die Unternehmen den Kostenschock noch nicht vollständig an die Konsumenten weitergegeben haben, dürfte bei der Inflation in den kommenden Monaten weiter eine zehn vor dem Komma stehen. Die EZB bleibt unter Druck, ihre Zinsen weiter entschieden anzuheben.“

MICHAEL HEISE, CHEFÖKONOM HQ TRUST:

„Keine guten Nachrichten von der Preisfront: Ein wichtiger Preistreiber war im Oktober erneut die Energie. Länderdaten zeigen, dass sich die Gaspreise regional sehr unterschiedlich entwickelt haben, diese aber insgesamt trotz der geringeren Mehrwertsteuer deutlich gestiegen sind. Auch blieb es bei einem überdurchschnittlichen Anstieg der Nahrungsmittelpreise.“ 

Volkswirte zur überraschend hohen Inflationsrate im Oktober

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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