Donnerstag, November 7, 2024
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Volkswirte zur Rekord-Inflation in Euroraum von 7,5 Prozent

Berlin, 01. Apr (Reuters) – Angetrieben von massiv gestiegenen Energiepreisen infolge des Ukraine-Kriegs klettert die Inflation im Euroraum auf ein Rekordhoch. Dienstleistungen und Waren kosteten im März durchschnittlich 7,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Experten hatten mit 6,6 Prozent gerechnet nach 5,9 Prozent im Februar. 

Inflation

Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:

FRITZI KÖHLER-GEIB, KFW-CHEFVOLKSWIRTIN:

„Wie in Deutschland bleibt die Inflation im Euroraum hoch und ist im März erneut deutlich angestiegen. Kurzfristig dürften sich die Preise auf hohem Niveau verfestigen, vor allem da die bereits schon stark gestiegenen Energiepreise durch den russischen Angriffskrieg weiter kräftig zugelegt haben. Über die kurze Frist hinaus hat die EZB mit ihrer Entscheidung der März-Sitzung, trotz des Krieges am im Dezember eingeschlagenen graduellen Straffungskurs festzuhalten, ein wichtiges Signal in Richtung Preisstabilität gesendet.

In der aktuellen Situation hat sie keine andere Wahl, als die Straffung nun in Angriff zu nehmen. Zwar füllen höhere Zinsen keine Pipelines und zur Abfederung ist eher die Fiskalpolitik gefragt. Allerdings stellt die EZB durch ihr Handeln sicher, dass die langfristigen Inflationserwartungen verankert bleiben. Denn diese sind im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine in Bewegung geraten.“

ALEXANDER KRÜGER, CHEFÖKONOM HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:

„Im Inflationsdrama läuft der nächste Akt. Nach wie vor stellt sich nur die Frage, wie weit die Inflationsrate noch steigt. Der Ukraine-Krieg und die Rückkehr der Corona-Pandemie in China werden den Preisdruck jedenfalls hochhalten.

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Wegen anhaltender Preisüberwälzungen wird die Inflation zum Dauergast. Bei einem Handelsembargo stünden ein Inflations-GAU und eine heftige Rezession bevor. Wegen trüber Konjunkturaussichten wird die Europäische Zentralbank (EZB) nicht mehr als Leitzinskosmetik wagen.“

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

„Die Inflationsrate jagt einen Rekord nach dem anderen. Der Krieg in der Ukraine kommt bei den Verbrauchern an. Höhere Energiepreise treiben die Teuerungsraten auf Höchststände. Der russische Angriffskrieg hat für Unternehmen und private Haushalte weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen. Höhere Sprit- und Gaspreise belasten nicht nur direkt das Budget, sondern sie werden von Produzenten und von Dienstleistern auf Produkte übergewälzt. Dadurch gewinnt der Preisauftrieb an Breite. Gesellen sich nun höhere Lohnforderungen seitens der Gewerkschaften hinzu, droht eine Lohn-Preis-Spirale.

Die EZB hat ein handfestes Inflationsproblem. Die Projektionen der EZB-Volkswirte sehen derweil bereits für das kommende Jahr wieder Inflationsraten im Bereich des EZB-Zielwertes von zwei Prozent vor. Doch dahinter dürfte sich mehr Wunsch als Wirklichkeit verbergen. Es handelt sich beim Inflationsanstieg keineswegs nur um einen Einmaleffekt aufgrund des Energiepreisanstieges. Die Inflationsrate wird zwar in den kommenden Monaten fallen, aber der Richtwert von zwei Prozent bleibt erst einmal noch in weiterer Entfernung.“

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFÖKONOM:

„Dass die Inflationsrate im Euroraum auf 7,5 Prozent gestiegen ist, liegt nicht nur an den massiv erhöhten Energiepreisen. Auch die Kerninflation ohne die schwankungsanfälligen Preise von Energie, Nahrungs- und Genussmitteln ist von rund einem Prozent vor der Corona-Krise auf 3,0 Prozent gestiegen. Sie dürfte weiter zulegen, auch weil die Materialengpässe wegen des Festhaltens Chinas an seiner Null-Corona-Politik noch lange anhalten dürften. Jetzt kommt es darauf an, dass die EZB endlich den Fuß vom Gas nimmt. Ansonsten steigen die Inflationserwartungen weiter, und die hohe Inflation setzt sich dauerhaft fest.“

Volkswirte zur Rekord-Inflation in Euroraum von 7,5 Prozent

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto und Fotos: Symbolfotos

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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