Frankfurt, 23. Jun (Reuters) – Hin- und hergerissen zwischen Rezessionsangst und der Hoffnung auf eine „weiche Landung“ der Wirtschaft scheuen Anleger vor Engagements an der Wall Street zurück. Der US-Standardwerteindex Dow Jones und der breit gefasste S&P 500 fielen am Donnerstag um jeweils ein knappes halbes Prozent auf 30.632 beziehungsweise 3754 Punkte. Der technologielastige Nasdaq hielt sich dagegen 0,3 Prozent im Plus bei 11.081 Punkten.
Der Markt sei dabei, die geplanten Zinserhöhungen zu verdauen und auszuloten, wann die Talsohle erreicht sei, sagte Peter Cardillo, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Spartan. Der nachlassende Verkaufsdruck am Anleihemarkt besänftige die angespannten Nerven der Anleger etwas. Das wieder anziehende Interesse an US-Bonds drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 3,041 Prozent.
US-Notenbankchef Jerome Powell bekannte sich bei seiner halbjährlichen Anhörung vor dem US-Kongress zum Ziel der Inflationsbekämpfung. Dabei strebe sein Haus an, die US-Wirtschaft behutsam abzukühlen. Es werde allerdings schwieriger, dieses Ziel zu erreichen.
ROHSTOFFPREISE PURZELN WEITER – „SICHERE HÄFEN“ GEFRAGT
An den Rohstoffmärkten drehe sich alles um eine drohende Rezession, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. So verbilligte sich die US-Rohölsorte WTI um zwei Prozent auf 104,02 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Preis für Kupfer steuerte mit einem Minus von bis zu 4,8 Prozent auf den größten Tagesverlust seit dem seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu.
Einige Investoren nahmen daher Kurs auf „sichere Häfen“ wie die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,3 Prozent auf 104,50 Punkte.
RITE AID IM AUFWIND – ACCENTURE IM MINUS
Zu den Gewinnern am US-Aktienmarkt zählte Rite Aid. Die Titel der Drogeriekette steuerten mit einem Plus von zeitweise fast 16 Prozent auf den größten Tagesgewinn des Jahres zu. Dank einer gestiegenen Nachfrage nach teureren Medikamenten peilt das Unternehmen einen überraschend hohen Gesamtjahresgewinn von 23,6 bis 24 Milliarden Dollar an.
Gefragt waren auch Waffenfirmen. Die Aktien der Hersteller Smith & Wesson und Sturm Ruger steigen an der Wall Street um bis zu acht Prozent. Der Munitionsanbieter Ammo und der Waffenhändler Vista legen 2,8 beziehungsweise 1,2 Prozent zu. Der Oberste Gerichtshof der USA brachte ein Gesetz des Bundesstaates New York zu Fall, dass das verdeckte Tragen von Schusswaffen in der Öffentlichkeit einschränkt.
Die Papiere von Accenture gaben dagegen ein Prozent nach. Der IT-Dienstleister legte zwar ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vor, enttäuschte aber mit den Gesamtjahreszielen. Wegen der Inflation und Wechselkurs-Belastungen peilt das Unternehmen nur noch einen Gewinn bis zu 10,70 statt bis zu 10,81 Dollar je Aktie an.
US-Anleger erneut auf Richtungssuche
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