Berlin, 19. Mrz (Reuters) – Das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 soll trotz Bauproblemen und neuer Kostensteigerungen wie zuletzt geplant Ende 2025 in Betrieb gehen. Der unterirdische Bahnhof könne dann zum Fahrplanwechsel eröffnet werden, teilte die Deutsche Bahn am Freitag nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrats mit. Der Staatskonzern bestätigte zudem eine Reuters-Meldung, wonach sich das Vorhaben wegen gestiegener Baupreise und geologischer Risiken um rund eine Milliarde Euro auf rund 9,2 Milliarden Euro gegenüber den letzten Planungen verteuern werde.
Ferner wurde ein Puffer für weitere Risiken von 640 Millionen beschlossen, so dass sich die Kosten der Marke von zehn Milliarden Euro nähern. Noch Ende letzten Jahres hatte der verantwortliche Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla am Kostenrahmen von 8,2 Milliarden aus dem Jahr 2018 festgehalten. Er wird den Konzern nun Ende April verlassen.
Das Projekt sieht in Stuttgart einen unterirdischen Durchgangsbahnhof anstelle des bisherigen Kopfbahnhofs und eine Anbindung an Hochgeschwindigkeits-Strecken durch Tunnel vor. Auch der Stuttgarter Flughafen bekommt eine Bahnanbindung. Frei werdende Flächen im Stuttgarter Talkessel sollen unter anderem für Wohnungen genutzt werden.
Das Vorhaben war schon in der Planungsphase heftig umstritten. Die Kosten lägen in keinem Verhältnis zum Nutzen für den Verkehr, wandten Kritiker ein. Nach Baubeginn stießen immer wieder Demonstranten und Polizei zusammen. Proteste mit teils weit über 50.000 Menschen führten letztlich zu einer Volksabstimmung im Jahr 2011 in ganz Baden-Württemberg. Etwa 60 Prozent sprachen sich damals für den Weiterbau aus.
Der Bundesrechnungshof übte wiederholt an Kostenschätzungen und Kontrolle des Projekts Kritik. Das Verkehrsministerium kontrolliere zu lasch, die finanziellen Risiken würden unterschätzt. Der Bund müsse im Zweifel haften. Ursprünglich wollten sich Bahn, Bund, das Land Baden-Württemberg mit Partnern sowie der Flughafen Stuttgart sich die Kosten teilen – basierend auf einer Vereinbarung und Berechnungen vor Baubeginn. Eine Beteiligung an den Mehrkosten, die sich stetig erhöhten, lehnten die Partner der Deutschen Bahn ab. So muss der inzwischen mit über 30 Milliarden Euro verschuldete Staatskonzern die zusätzlichen Milliarden zunächst selbst aufbringen.
Stuttgart 21 soll trotz neuer Probleme und Kosten 2025 in Betrieb gehen
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