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Sanktionen bringen Wohlstandsverluste für betroffene Länder

Berlin, 28. Okt – Wirtschaftliche Sanktionen können einer Studie zufolge dem betroffenen Land erhebliche Schäden zufügen – auch ohne die Beteiligung großer Länder wie China. Sowohl die 2014 gegen Russland verhängten Maßnahmen wegen der Krim-Besetzung als auch die gegen den Iran 2012 hätten spürbar gewirkt, heißt es in der am Freitag veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW).

„Mit Blick auf die in diesem Jahr gegen Russland verhängten Sanktionen ist relevant, dass erhebliche Wohlstandsverluste beim sanktionierten Land auch dann eintreten, wenn nicht alle weltweit wirtschaftlich bedeutenden Länder mitziehen“, lautet das Fazit von Mitautor Julian Hinz vom IfW-Forschungszentrum Handelspolitik.

Russische Exporte fielen der Untersuchung zufolge dauerhaft um 36 Prozent und die Importe um mehr als 30 Prozent niedriger aus, als es vor den 2014 verhängten Sanktionen der Fall war. Das habe zu einem Wohlstandsverlust von 1,5 Prozent oder von zehn Prozent der Handelsgewinne des Landes geführt. Für den Iran fiel das Minus mit 41 Prozent bei den Exporten und von 83 Prozent bei den Importen noch deutlicher aus.

Das Land erlitt demnach einen dauerhaften Wohlstandsverlust von 1,7 Prozent oder von zwölf Prozent der Handelsgewinne. Die bekannteste und gebräuchlichste Größe, um Wohlstand zu messen, ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es erfasst alle in einem Land innerhalb eines bestimmten Zeitraums auf dem Markt oder durch den Staat erwirtschafteten Güter und Dienste.

Die Wirkung der Sanktionen trat ein, obwohl es keine geschlossene, weltweite Koalition für die Strafmaßnahmen gab, so die Forscherinnen und Forscher. „Selbst wenn in einer globalen Koalition wichtige Länder fehlen, können gemeinsam verhängte Sanktionen das betroffene Land erheblich schwächen“, sagte Hinz.

Die Simulationen zeigen auch, welche weiteren Länder besonders wirksam zu den Sanktionen hätten beitragen können, wären sie der westlichen Koalition um die USA beigetreten: Im Fall Russlands wären das insbesondere China, Vietnam, Belarus, die Türkei und Südkorea. Hätten sie sich an den Strafmaßnahmen beteiligt, wäre der wirtschaftliche Schaden für Russland besonders stark gewachsen.

Die Iran-Sanktionen hätten ebenfalls vor allem durch eine Beteiligung Chinas und auch der Vereinigten Arabischen Emirate, Indiens, Singapurs und Brasiliens deutlich an Durchschlagskraft gewonnen. „Große, sich entwickelnde Länder wie China, Indien, Brasilien und Vietnam sind wichtige Alliierte, will man die Kosten von Sanktionen für den Iran und Russland nach oben treiben“, sagte Hinz.

Mit Hilfe der Simulation wurde auch untersucht, welche der sanktionierenden Länder jeweils die höchsten Lasten in Form eigener Wohlstandverluste tragen. Im Fall Russland fielen vor allem für kleinere Länder wie Lettland, Litauen und Estland hohe Kosten an, aber auch für die Ukraine. Absolut gesehen sind die Lasten für Deutschland, Polen und die Ukraine am höchsten. Die niedrigsten Kosten absolut gesehen tragen die USA, Großbritannien, Japan, Kanada und Australien, so die beiden Institute.

Sanktionen bringen Wohlstandsverluste für betroffene Länder

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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