Berlin, 15. Jun (Reuters) – Trotz der hohen Inflation geht das RWI-Institut nicht davon aus, dass sich Löhne und Preis gegenseitig hochschaukeln. Die Löhne seien zwar zuletzt stärker gestiegen als im Schnitt der vergangenen Jahre, erklärten die Essener Ökonomen und Regierungsberater am Mittwoch. Gleichzeitig ziehe die Inflation kräftig an und erhöhe die Lebenshaltungskosten deutlich. Daher müssten deutschlandweit Arbeitnehmer fallende Reallöhne hinnehmen. Es sei auch nicht zu erwarten, dass kommende Lohnsteigerungen 2022 und 2023 mit der Inflationsrate Schritt halten, „so dass sich derzeit keine Lohn-Preis-Spirale abzeichnet“. Die Tariflöhne dürften laut RWI in diesem Jahr nominal um 2,6 Prozent steigen, 2023 dann um 3,6 Prozent.
„Die wirtschaftliche Erholung wird insbesondere durch die stark gestiegene Inflation und die wieder zunehmenden Lieferengpässe gebremst“, erklärte das RWI. Im laufenden Jahr dürfte die Inflation bei 6,9 Prozent liegen und 2023 bei 2,6 Prozent. „Die schrittweise Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte nach und nach zu einer Abschwächung der Preisanstiege beitragen.“ Verdi-Chef Frank Werneke kündigte jüngst an, Ziel der Gewerkschaft in den anstehenden Tarifverhandlungen sei es, einen vollen Lohnausgleich zur hohen Inflationsrate zu erreichen.
Beim Wirtschaftswachstum sind die Essener Fachleute skeptischer als andere Ökonomen. Das RWI senkte seine Prognose für das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) für dieses Jahr gegenüber seiner März-Schätzung von 2,5 auf 1,9 Prozent. Für 2023 erwartet es nun 2,7 statt 3,6 Prozent. Das Kieler IfW peilt für das laufende Jahr 2,1 Prozent Wachstum an und das Münchner Ifo rechnet mit einem BIP-Anstieg von 2,5 Prozent. Vor allem die Inflation, die internationalen Lieferengpässe und der Ukraine-Krieg dämpften, sagte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. „In unserer Prognose gehen wir davon aus, dass die Belastungen der deutschen Konjunktur bis zum Ende dieses Jahres nachlassen.“
RWI-Forscher – Erwarten trotz hoher Inflation keine Lohn-Preis-Spirale
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.
