Donnerstag, April 18, 2024
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Produktion wächst im Juni überraschend – „Industrie zeigt Widerstandskraft“

Berlin, 05. Aug (Reuters) – Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Juni trotz Materialengpässen, schwächelnder Weltwirtschaft und Russlands Krieg gegen die Ukraine gesteigert. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,4 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Rückgang von 0,3 Prozent gerechnet, nach einem Mini-Rückgang von revidiert 0,1 Prozent (bislang: +0,2 Prozent) im Mai. „Das Verarbeitende Gewerbe erholte sich auch im Berichtsmonat Juni weiter von dem externen Schock, den es durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erlitten hatte“, kommentierte das Wirtschaftsministerium die Entwicklung. „Angesichts hoher Energiepreise und der teilweise gestörten Lieferketten zeigt die Industrie damit ihre Widerstandskraft.“

Im gesamten zweiten Quartal schrumpfte die Produktion allerdings um 1,3 Prozent – ein Grund dafür, warum die deutsche Wirtschaft im Frühjahr nicht mehr wuchs, sondern nur stagnierte. „Die Produktion ist nach wie vor durch die hohe Knappheit an Vorprodukten beeinträchtigt“, betonten die Statistiker. „Gestörte Lieferketten infolge des Kriegs in der Ukraine und anhaltender Verwerfungen durch die Corona-Krise führen nach wie vor zu Problemen beim Abarbeiten der Aufträge.“ Dem Ifo-Institut zufolge waren im Juni etwa drei Viertel der Industriebetriebe von Engpässen und Problemen bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen betroffen. 

„VIEL LUFT NACH OBEN“

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet deshalb mit schwierigen Monaten. „Die anhaltenden Lieferkettenstörungen erschweren es vielen Betrieben, ihre Aufträge abzuarbeiten“, sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. „Zusätzlich macht den Betrieben eine nachlassende Weltkonjunktur zu schaffen.“ Die Wirtschaft der beiden wichtigsten deutschen Handelspartner USA und China sind im abgelaufenen Quartal jeweils geschrumpft. Auch wegen der globalen Konjunkturflaute sanken die deutschen Industrieaufträge zuletzt fünf Monate in Folge. „Insgesamt ist die Auftragslage aber weiterhin gut, so dass die Industrie in den kommenden Monaten zu einer wichtigen Stütze der Konjunktur werden kann, wenn die Lieferengpässe nachlassen“, sagte Ökonom Nils Jannsen vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). „Somit hat Industrieproduktion viel Luft nach oben.“

Das Wirtschaftsministerium rechnet dennoch mit schwierigen Monaten. „Vor dem Hintergrund der verminderten Gaslieferungen aus Russland und der nach wie vor hohen Unsicherheit durch den Krieg bleiben die Aussichten für das zweite Halbjahr gedämpft“, so das Ressort von Wirtschaftsminister Robert Habeck.

Die Industrie allein steigerte ihren Ausstoß im Juni um 0,7 Prozent und damit bereits den dritten Monat in Folge. Das ist vor allem der Fahrzeugindustrie zu verdanken, die ein kräftiges Plus von 5,5 Prozent schaffte. „Hier hat die Produktion ihren kriegsbedingten Einbruch im März wettgemacht und liegt nun wieder über dem Niveau am Jahresanfang“, so das Ministerium. Im Baugewerbe wurde die Produktion dagegen um 0,8 Prozent gedrosselt, was bereits das vierte Minus in Folge ist. Die Energieerzeugung blieb unverändert.

Produktion wächst im Juni überraschend – „Industrie zeigt Widerstandskraft“

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto: Symbolfoto

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