Sonntag, April 28, 2024
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Pride-Parade in Oslo mit zwei Toten im Nachtclub

Oslo, 25. Jun (Reuters) – Bei einem Angriff auf eine Schwulenbar in Oslo vor der jährlichen Pride-Parade in der norwegischen Hauptstadt sind zwei Menschen getötet worden. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt, davon zehn schwer, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Ein Mann schoss in den frühen Morgenstunden auf mehrere Menschen in dem bei Homosexuellen beliebten „London Pub“ und auf der Straße davor sowie in einer anderen, nahe gelegenen Bar im Stadtzentrum. Als Tatverdächtigen nahm die Polizei nur wenige Minuten später einen 42-jähriger norwegischer Staatsbürger iranischer Herkunft festgenommen. Eine vollautomatische Waffe und eine weitere Schusswaffe seien am Tatort sichergestellt worden. Es gebe Grund zur Annahme, dass es sich um ein Hassverbrechen handele. Es werde dabei auch untersucht, ob die Pride-Parade der LGBTQ-Community ein Ziel gewesen sei. Auch wegen Terrorverdachts werde ermittelt. Die Pride-Parade wurde auf Anraten der Polizei abgesagt.

Der Tatverdächtige war der Polizei bereits wegen weniger schwerer Gewalttaten bekannt. In der stadtbekannten Schwulenbar, die es seit 1979 gibt, brach nach den Schüssen Panik aus. „Viele Menschen weinten und schrien, auch die Verletzten schrien, die Menschen waren verzweifelt und verängstigt – sehr, sehr verängstigt“, sagte ein Augenzeuge. „Mein erster Gedanke war, dass der Pride-Day das Ziel war, und das ist beängstigend“. Ein Reporter des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders NRK sagte, er sei zu Tatzeitpunkt in der Gegend gewesen und habe gesehen, wie ein Mann mit einer Tasche ankam, eine Waffe herausnahm und zu schießen begann: „Dann sah ich, wie Fensterscheiben zu Bruch gingen und begriff, dass ich in Deckung gehen musste.“

Ministerpräsident Jonas Gahr Störe sprach von einem „schrecklichen und zutiefst schockierenden Angriff auf unschuldige Menschen“. „Wir wissen noch nicht, was hinter dieser schrecklichen Tat steckt, aber den queeren Menschen, die Angst haben und trauern, möchte ich sagen, dass wir mit euch zusammenstehen“, sagte er der Nachrichtenagentur NTB. König Harald erklärte, er und die königliche Familie seien erschüttert über den Anschlag. „Wir müssen zusammenstehen und unsere Werte verteidigen: Freiheit, Vielfalt und gegenseitigen Respekt“, fügte der 85-jährige Monarch hinzu. Die norwegische Polizei, die normalerweise nicht bewaffnet ist, soll nun bis auf Weiteres vorsichtshalber Waffen tragen. 

Die Tat ereignete sich nur wenige Monate nachdem Norwegen den 50. Jahrestag der Entkriminalisierung von Homosexualität gefeiert hat. Das Land mit 5,4 Millionen Einwohnern hat eine niedrigere Kriminalitätsrate als viele westliche Länder. Allerdings kam es auch schon zu hassmotivierten Gewalttaten. So tötete der Rechtsextremist Anders Behring Breivik im Jahr 2011 77 Menschen in Oslo und bei einem Jugend-Sommerlager der Sozialdemokraten auf der Insel Utöya.

Pride-Parade in Oslo mit zwei Toten im Nachtclub

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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