Sonntag, November 24, 2024
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Staatschefs aus Zentralasien in Berlin – Eierwurf auf Rahmon

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Freitag die Staatspräsidenten aller fünf Staaten Zentralasiens im Bundeskanzleramt empfangen. Die Staatschefs von Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan kamen auf Einladung des Bundeskanzlers erstmalig in diesem Format mit einem EU-Mitgliedstaat zu einem Austausch zusammen, wie die Bundesregierung im Vorfeld mitteilte.

Dabei gab es vor der Begrüßung im Kanzleramt einen Vorfall: Das Auto von Tadschikistans Staatspräsident, Emomalij Rahmon, wurde mit einem Gegenstand beworfen, mutmaßlich mit einem Ei, das treffsicher direkt an Rahmons Autositz die Scheibe beschmutzte. Bereits zuvor hatte es vor dem Kanzleramt Protest von mehreren Dutzend Menschen gegeben, die Rahmon unter anderem als Diktator bezeichneten. Im Zentrum des gemeinsamen Arbeitsessens in Kanzleramt sollten unterdessen laut Terminankündigung „die Stärkung der regionalen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit sowie Konnektivitätsfragen stehen, die für die Region und für Deutschland von Bedeutung sind“. Im Anschluss waren bilaterale Gespräche mit den Präsidenten Usbekistans, Tadschikistans, Kirgisistans und Turkmenistans vorgesehen – mit dem Präsidenten von Kasachstan hatte sich Scholz am Vortag schon separat getroffen.

„In den Gesprächen dürfte eine große Bandbreite von Themen wie bilaterale Beziehungen und wirtschafts- und energiepolitische Zusammenarbeit besprochen werden“, teilte die Bundesregierung dazu mit. Nach dem Treffen mit Kasachstans Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew am Donnerstag hatte Scholz betont, er hoffe, dass Kasachstan seine Energielieferungen an Deutschland ausweiten könne: „Kasachstan ist für uns ein wichtiger Partner, um unsere Lieferwege zu verbreitern, beispielsweise beim Import von Rohöl, und um uns unabhängig zu machen von russischen Energielieferungen“, sagte der Kanzler wörtlich. Gleichzeitig lobte er Kasachstan bei Unterstützung in der Durchsetzung von Sanktionen gegen Russland.


Foto: Die Scheibe ist dreckig: Rahmon steigt im Kanzleramt aus dem Auto am 29.09.2023, über dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Ernährungsexperten raten von High-Protein-Produkten ab

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Hamburg (dts Nachrichtenagentur) – Proteinprodukte boomen in deutschen Supermärkten – doch Ernährungsexperten halten die meisten dieser Lebensmittel mit zugesetztem Eiweiß für überteuert und überflüssig. „In High-Protein-Produkten steckt oft viel Lebensmittelchemie“, sagte Christian Niemeyer, Leiter des Deutschen Zusatzstoffmuseums in Hamburg, dem Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“.

„Zugesetzte Proteine und andere Zusätze können Allergien und Unverträglichkeiten auslösen.“ Hierzu gehöre etwa Weizeneiweiß, bekannter als Gluten. Mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr geben Konsumenten in Deutschland für besonders eiweißhaltige Produkte wie Protein-Pudding, Protein-Toastbrötchen oder Protein-Bier aus, hat das Marktforschungsunternehmen Nielsen IQ für den „Spiegel“ ermittelt. Das sind fast 50 Prozent mehr als vor zwei Jahren.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bieten viele dieser Produkte keinen gesundheitlichen Mehrwert. Die Proteinaufnahme liege im Schnitt bereits deutlich über der empfohlenen Menge, sagte die DGE-Expertin Astrid Donalies. „Wer sich normal ernährt und nicht übermäßig Sport treibt, braucht in der Regel keine zusätzliche Proteinversorgung.“ Manuel Wichmann von der Organisation Foodwatch bezeichnete High-Protein-Produkte als „hoch verarbeitet und oft minderwertig: voller Aromastoffe statt vieler Früchte, voller fragwürdiger Süßstoffe, manchmal auch Stabilisatoren“.

Menschen, die besonders viel Eiweiß zu sich nehmen wollen, empfehlen die Experten Grundnahrungsmittel wie Quark, Linsen, Haferflocken oder Eier. Diese kosten meist nur einen Bruchteil der High-Protein-Produkte und kommen ohne Zusatzstoffe aus.


Foto: Einkaufsregal in einem Supermarkt (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Uno kritisiert Tunesien-Deal der EU

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New York (dts Nachrichtenagentur) – Die Vereinten Nationen üben scharfe Kritik an der Vereinbarung zwischen der EU und Tunesien. In einem 25-seitigen Brief an EU-Botschafterin Lotte Knudsen bemängelt das Büro von Uno-Menschenrechtskommissar Volker Türk, dass in der Absichtserklärung „wichtige und detaillierte Menschenrechtsgarantien fehlen“, berichtet der „Spiegel“.

Es folgt eine lange Auflistung jüngster Berichte über mutmaßliche schwere Rechtsbrüche unter Beteiligung tunesischer Behörden, darunter Erpressung, Folter, Zwangsarbeit, sexuelle Ausbeutung und das Aussetzen Hunderter Migranten in der Wüste. Mit Tunesien eine Absichtserklärung ohne Schutzgarantien für Migranten einzugehen, „zeigt eine Missachtung des repressiven Verhaltens in dem Land“, heißt es in dem Brief. Man habe offenbar „nichts gelernt“ aus Vereinbarungen der Vergangenheit. Fünf Tage nach dem Brief, der am 17. August datiert ist, schrieb Menschenrechtskommissar Türk persönlich an Tunesiens Präsidenten Kais Saied und Kommissionschefin Ursula von der Leyen – und kritisierte unter anderem, dass die Standards für den Schutz der Menschenrechte nicht ausreichend seien.

Zuvor hatten mehrere EU-Staaten, darunter Deutschland, das Fehlen von Menschenrechtsgarantien in der Absichtserklärung kritisiert.


Foto: Vereinte Nationen (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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Forscher fürchtet US-Sanktionen gegen Europa

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Washington (dts Nachrichtenagentur) – Der US-Politikwissenschaftler und Sanktionsforscher Abraham L. Newman rechnet damit, dass künftige US-Regierungen ihre ökonomischen Waffen in Zukunft häufiger auch gegen Europa einsetzen werden. Aktuell machten sich die Entscheidungsträger in Brüssel Sorgen vor einer möglichen Wiederwahl Donald Trumps, „aber egal, ob Trump oder ein anderer Republikaner gewählt wird, die Beziehung zwischen den USA und Europa hat sich verändert“, sagte Newman dem „Spiegel“.

Jüngere US-Politiker glaubten nicht mehr an transatlantische Gemeinsamkeiten, für sie sei das Bündnis mit Europa eher „eine Art Geschäft zwischen Parteien mit ähnlichen Interessen“. Europa solle sich deshalb „auf eine neue US-Regierung einstellen, die Sanktionen gemeinsam mit Europa einsetzt, diese aber auch gegen die EU richten kann“. Der Forscher geht nicht davon aus, dass der Dollar an Bedeutung als Weltwährung verlieren wird. Der Einsatz von US-Finanzsanktionen habe Staaten wie Russland oder China zwar aufgeschreckt. Beiden werde es jedoch kaum gelingen, Alternativen zum US-dominierten Weltfinanzsystem aufzubauen. „Ich bin skeptisch, ob der Dollar wirklich entthront werden kann“, sagte Newman dem „Spiegel“. Chinas Währung Renminbi sei bis heute „keine frei konvertierbare Währung“. Ärger über die USA reiche deshalb nicht aus, dem Dollar und US-Banken Konkurrenz zu machen. „Es gibt bis heute keine verlässlichen Alternativen zu den US-dominierten Netzwerken“, so Newman. Die größte Bedrohung der amerikanischen Wirtschaftsvorherrschaft gehe deshalb auch nicht von chinesischen Wettbewerbern aus, sondern von einem „möglichen Niedergang der US-Demokratie“, so der Forscher.


Foto: US-Flagge (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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Dax am Mittag weiter fester – Inflationsdaten heben Stimmung

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Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) – Der Dax hat am Freitag nach einem bereits freundlichen Start seine Gewinne weiter ausgebaut. Gegen 12:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 15.470 Punkten berechnet, 1,0 Prozent über dem Schlussniveau vom Vortag.

„Für etwas Entspannung bei den Investoren und Zuversicht für die europäischen Aktien haben die publizierten europäischen Preisdaten gesorgt“, sagte Marktanalyst Andreas Lipkow. Die Marktteilnehmer gingen nun davon aus, dass der Druck für weitere Zinsanhebungen nachgelassen habe und die EZB daher keinen Reaktionszwang habe. „Zusätzlich beflügeln positive Aussagen zu den operativen Geschäftsentwicklungen weitere Unternehmen und können den Gesamtmarkt stützen.“ Der Fokus vieler Investoren liege am Wochenschluss auf den Aktien aus den Branchen Automotive, Immobilien und dem Gesundheitssektor.

„Nicht zuletzt der erfolgreiche Börsengang von Schott Pharma dürfte das Augenmerk auf den Gesundheitssektor gelenkt haben“, so Lipkow. Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Freitagnachmittag stärker. Ein Euro kostete 1,0609 US-Dollar (+0,42 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9426 Euro zu haben. Der Ölpreis stieg unterdessen: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Freitagnachmittag gegen 12 Uhr deutscher Zeit 96,01 US-Dollar, das waren 63 Cent oder 0,7 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.


Foto: Frankfurter Börse, über dts Nachrichtenagentur

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Die US-Regierung könnte am Wochenende in den Shutdown gehen. Was nun?

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US Schuldengrenze USA Rezession Geldpolitik
Foto von Nikolaj Schmidt (Quelle: T. Rowe Price)

Ein aktueller Kommentar von Nikolaj Schmidt, Chief International Economist bei T. Rowe Price zum drohenden Shutdown in den USA:

Wie so oft bei der politischen Polarisierung in Washington steht auch diesmal wieder eine Budgetfrist bevor, und die US-Regierung dürfte Sonntagnacht in den Shutdown gehen. Es wird erwartet, dass die Haushaltssperre mit ca. 2 Wochen relativ kurz sein wird. Welche Auswirkungen sind mit ihr verbunden?

Wirtschaftliche Auswirkungen:

  • Aus wirtschaftlicher Sicht dürften die Auswirkungen insgesamt gering sein. Natürlich wird es kurzfristig einen Nachfragerückgang geben, da die Staatsausgaben stark gekürzt werden und die Staatsbediensteten im Urlaub sind. Diese Schwäche wird jedoch wieder ausgeglichen werden, wenn die Regierung ihre Arbeit wieder aufnimmt und die noch ausstehenden Gehälter ausgezahlt werden. Die kurzfristige Belastung beläuft sich auf etwa 0,2 % (AR) des BIP für jede Woche, die der Stillstand andauert.

 

  • Der Regierungsstillstand unterstreicht die Polarisierung und Dysfunktionalität des derzeitigen politischen Systems. Ein Shutdown erhöht die wirtschaftliche Unsicherheit leicht, was sich negativ auf Investitionen und Konsum auswirkt.

 

  • Rating-Agenturen (Moody’s) haben festgestellt, dass die wiederholten Anzeichen von Dysfunktionalität die Kreditwürdigkeit der USA beeinträchtigen. Ich erwarte nicht, dass ein Regierungsstillstand zu einer weiteren Herabstufung des Ratings führen wird. Sollte dies dennoch der Fall sein, erwarte ich, dass die Auswirkungen gering sein werden – allerdings wird dies die zunehmende Unsicherheit verstärken.

 

  • Ein Shutdown der Regierung wird die Veröffentlichung wichtiger Daten verzögern, z.B. des Inflationsberichts und der Beschäftigungsdaten (Lohnsumme außerhalb der Landwirtschaft). Die Umfragedaten der Fed, die Beschäftigungsdaten von ADP und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe werden jedoch verfügbar sein. Folglich werden die Finanzmärkte und die politischen Entscheidungsträger in einem Datennebel operieren, aber nicht in einem Datenvakuum.

 

  • Der Regierungsstillstand fällt in eine Zeit, in der die Wirtschaft unter einigen anderen Verzerrungen leidet, die zusammengenommen zu einem weichen Datenbild führen dürften. Wir sehen die Rückzahlung von Studentenkrediten, wir haben den Streik der Automobilarbeiter und schließlich werden wir die Auswirkungen des starken Anstiegs der Ölpreise und der Marktzinsen zu spüren bekommen. Während es sich bei den ersten beiden um vorübergehende Störungen handelt, stellen die beiden letztgenannten eine ernstere Herausforderung dar.

 

  • Geldpolitik: Meiner Meinung nach wird die Fed derzeit keine Maßnahmen ergreifen, um eine Lockerung der finanziellen Bedingungen zu unterstützen. Daher wird ein Shutdown der Regierung nicht zu einer dovishen Überraschung seitens der Fed führen. Das Ergebnis der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) im September war jedoch eine deutliche Straffung der finanziellen Konditionen, und ich gehe davon aus, dass die Fed an ihrer restriktiven Haltung festhalten wird. Dies entspricht in etwa der aktuellen Markteinschätzung.

Auswirkungen auf die Märkte:

  • Bei steigender Unsicherheit neigen Anleger dazu, ihre Positionen zu reduzieren. In der Nacht des Shutdown ist der Markt beim US-Dollar long und bei den Zinsen short im Vergleich zu anderen Währungen. Hinzu kommt, dass sich die Datenlage etwas eintrüben dürfte. Ich erwarte daher, dass der Shutdown zu einer Abwertung des US-Dollars und einer moderaten Rallye am Anleihemarkt führen wird.

 

  • Aktien und Anleihen werden von einer Verschnaufpause beim Ausverkauf der Zinsen profitieren, aber schwächere Wachstumsdaten dürften für Gegenwind sorgen. Unter dem Strich erwarte ich, dass der „Shutdown“ der US-Regierung nur einen geringen negativen Einfluss auf die Aktienmärkte haben wird.

Die alarmierendste Auswirkung des wahrscheinlichen Regierungsstillstands ist, dass er die Dysfunktionalität von Washington D.C. aufzeigt. Dies geschieht zu einer Zeit, in der sich Anleger fragen, ob das sehr hohe Haushaltsdefizit finanziert werden kann. Der Stillstand und die politische Polarisierung fördern weder die Haushaltskonsolidierung noch das Vertrauen der Anleger in US-Staatsanleihen.

Zudem werden steigende Zinsen das Haushaltsdefizit weiter in die Höhe treiben, wenn keine substanziellen fiskalischen Anstrengungen unternommen werden. Ich betrachte den Shutdown der Regierung als ein Symptom an. Das eigentliche Problem ist die politische Polarisierung, die sich in den USA verbreitet hat.

Die US-Regierung könnte am Wochenende in den Shutdown gehen. Was nun?

Foto von Nikolaj Schmidt (Bildquelle: T. Rowe Price)

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Deutsche Grenzer sollen in Polen und Tschechien patrouillieren

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat sich mit ihren Amtskollegen aus Tschechien und Pole auf eine gemeinsame „Taskforce“ zur Bekämpfung von Schleusungen verständigt. Dabei werde es künftig verstärkt gemeinsame Streifen der Bundespolizei und der polnischen und tschechischen Grenzpolizeien auch auf dem dortigen Staatsgebiet geben, teilte das Innenministerium am Freitag mit.

In Polen gab es das auch bisher schon, die Zahl solle nun aber erhöht werden. „Wir wollen gemeinsam das grausame Geschäft der Schleuserbanden zerschlagen, die mit der Not von Menschen maximalen Profit machen und sie auf lebensgefährliche Weise über Grenzen schmuggeln“, sagte die deutsche Bundesinnenministerin. „Zugleich müssen wir unerlaubte Einreisen frühzeitig erkennen und verhindern.“ Die Bundespolizei nimmt seit dieser Woche bereits „flexible Schwerpunktkontrollen“ an den bekannten Schleuserrouten vor, die die Schleierfahndung im gesamten Grenzgebiet ergänzen sollen.

Die Innenministerin ist gerade mitten im Wahlkampf und will nach der kommende Woche stattfindenden Landtagswahl in Hessen dort Ministerpräsidentin werden. In den letzten Tagen hat sie beim Thema Migration zunehmend härtere Töne angeschlagen.


Foto: Grenze zwischen Polen und Deutschland (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

China bleibt die „Fabrik der Welt“

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Industrieländer China
Foto von Gerwin Bell (Quelle: PGIM Fixed Income)

Ein aktueller Marktkommentar von Gerwin Bell, Lead Economist, Asia, PGIM Fixed Income:

Experten der internationalen Diplomatie haben vielleicht bemerkt, dass die Biden-Regierung ihren Ansatz für den Handel mit China kürzlich umbenannt hat: von „Entkopplung“ (De-coupling) zu „Rückverlagerung“ (Re-shoring) und von „Friend-shoring“ zu „Risikominderung“ (De-risking). Man könnte versucht sein, dies als eine weitere Übung in geopolitischem Jargon abzutun, aber es könnte auch auf eine überfällige Einsicht hindeuten, dass frühere Versuche, China vom internationalen Handel auszuschließen, unrealistisch waren.

Der politische Grundgedanke hinter den Entkopplungsbemühungen mag simpel erscheinen. Nach den pandemiebedingten Lockdowns in China, die zu Engpässen bei der Versorgung mit wichtigen Gütern führten, und den zunehmenden Spannungen zwischen China und dem Westen, wollen die USA ihre Handelsabhängigkeit von China verringern und Lieferketten in andere Länder verlagern.

In gewisser Weise ist diese Politik eine Folge der Zölle, die die Trump-Administration im Jahr 2018 verhängte und die seitdem aufrechterhalten wurden. Tatsächlich befinden sich die US-Importe aus China derzeit auf einem Zehnjahrestief, während das bilaterale Handelsdefizit mit China auf den niedrigsten Stand seit Ende 2019 gesunken ist.

Das Gesamtvolumen der chinesischen Exporte ist jedoch nicht von seinem post-Lockdown Höchststand zurückgegangen. Mehr noch: Da das Volumen der weltweiten Importe im gleichen Zeitraum insgesamt gesunken ist, bedeutet dies, dass Chinas Anteil an den globalen Exporten sogar gestiegen ist.

Wie passt dies zu den Meldungen über die zunehmende Exportdurchdringung, d. h. die Verlagerung von Lieferketten in Länder wie Mexiko und Vietnam? Nun, diese Länder haben viel mehr aus China importiert – ihre höheren Handelsüberschüsse mit den USA wurden zu einem erheblichen Teil durch höhere Defizite mit China ausgeglichen. Im Falle Mexikos liegt das Wachstum des Defizits mit China sogar höher als der Anstieg des Handelsüberschusses mit den USA.

China

Natürlich sind derartige Umwege und Handelsverlagerungen mit Effizienzkosten verbunden – die gleichen Waren, die direkt aus China gekommen wären, nehmen nun einen teuren und zeitraubenden Umweg. Trotz des verringerten Risikos bleibt China also die „Fabrik der Welt“ und das Logistikzentrum mit reichlich freien Kapazitäten, während Vietnam und Mexiko an Kapazitätsgrenzen stoßen.

Die „Freunde“, an die die Lieferketten verlagert wurden, bringen ihre eigenen sozialen und geopolitischen Risiken mit sich. Ohne die Widerstandsfähigkeit der in diese Länder verlagerten Lieferketten beurteilen zu wollen, sei darauf hingewiesen, dass die vietnamesische Wirtschaft der chinesischen Wirtschaft vor 2012 ähnelt, während Investoren in Mexiko häufig auf Bedenken hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit verweisen. In jedem Fall hat die Bedeutung chinesischer Investitionen auch in diesen Ländern zugenommen, wodurch sich die Abhängigkeit von China auf mehr Länder verlagert hat.

Werden die politischen Entscheidungsträger die Chance ergreifen, die zugrunde liegende Effizienz und das Wachstum wieder zu steigern, indem sie zum offenen Handel zurückkehren und die restriktive Politik aufgeben? Oder werden sie noch größere Anstrengungen unternehmen, um Arbeitsplätze vor ausländischer Konkurrenz zu schützen? Die Antwort auf diese Frage wird entscheidend dazu beitragen, ob die Welt in einem Umfeld mit geringerem Wachstum und höherer Inflation enden wird, wie es zwischen 1990 und 2020 der Fall war.

Was bedeutet all dies für die Verbündeten der USA, die offensichtlich in die Kategorie „Freunde“ fallen? Optimisten sehen vielleicht Spielraum für eine willkommene Diversifizierung der Industrie und des Exports, aber die Realität erlaubt wahrscheinlich weniger Zuversicht. Vor allem wird jede ausgelagerte Produktion wahrscheinlich weniger effizient sein und unter dem Strich die Situation auf den Arbeits- und Immobilienmärkten weiter verschärfen (wie es in Mexiko der Fall ist).

Darüber hinaus wird jede Umlenkung der Rohstoffexporte wahrscheinlich auf Kosten geringerer Exporte nach China gehen und weiterhin von der (derzeit sinkenden) globalen Gesamtnachfrage nach Gütern abhängig sein. Es ist also besser, die Erwartungen im Zaum zu halten.

China bleibt die „Fabrik der Welt“

Foto von Gerwin Bell (Quelle: PGIM Fixed Income)

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Inflation im Euroraum sinkt auf 4,3 Prozent

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Luxemburg (dts Nachrichtenagentur) – Die jährliche Inflation im Euroraum ist im September voraussichtlich auf 4,3 Prozent zurückgegangen. Das teilte Eurostat am Donnerstag auf Basis einer Schätzung mit.

Gegenüber dem Vormonat stiegen die Preise um 0,3 Prozent. Die als „Kerninflation“ bezeichnete Teuerung, also der Preisanstieg ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak, sank im Jahresvergleich auf 4,5 Prozent, nach 5,3 Prozent im Vormonat. Die Kategorie „Lebensmittel, Alkohol und Tabak“ wird laut Eurostat die höchste jährliche Rate aufweisen (8,8 Prozent, gegenüber 9,8 Prozent im August), gefolgt von „Dienstleistungen“ (4,7 Prozent, gegenüber 5,5 Prozent im August), „Industriegütern ohne Energie“ (4,2 Prozent, gegenüber 4,8 Prozent im August) und „Energie“ (-4,7 Prozent, gegenüber -3,3 Prozent im August). Die höchste Inflationsrate misst Eurostat in der Slowakei mit 8,9 Prozent.

In Belgien und den Niederlanden beträgt die Teuerung unterdessen nur 0,7 beziehungsweise -0,3 Prozent. Für Deutschland berechnet Eurostat die Inflationsrate mit 4,3 Prozent, wobei eine andere Methode verwendet wird als vom Statistischen Bundesamt, welches am Donnerstag eine Teuerungsrate von 4,5 Prozent gemeldet hatte.


Foto: Geldautomat der Credit Agricole (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Euroraum-Inflationsrate im September bei 4,3 Prozent

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Luxemburg (dts Nachrichtenagentur) – Die Inflationsrate im Euroraum liegt im September 2023 voraussichtlich bei 4,3 Prozent. Das teilte die EU-Statistikbehörde Eurostat am Freitag mit.

Die dts Nachrichtenagentur sendet in Kürze weitere Details.

Foto/Quelle: dts