Frankfurt, 29. Mrz (Reuters) – Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann spricht sich für eine Abschaffung der Strafzinsen für Banken bis zum Jahresende aus. Man habe dann mehr Möglichkeiten, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der „Börsen-Zeitung“. „Eine Anhebung des Einlagenzinses auf null Prozent bis Jahresende wäre für die Geldpolitik wichtig, weil das die Optionalität erhöht“, sagte Holzmann. Aktuell liegt der Satz bei minus 0,5 Prozent. Ein Einlagensatz unter null Prozent bedeutet, dass Banken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken.
Mit seinem Vorstoß greift Holzmann Überlegungen des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot auf. Dieser hatte unlängst zwei Zinserhöhungen im laufenden Jahr nicht ausgeschlossen. Die EZB hatte 2014 den Einlagensatz erstmals auf unter null Prozent gesenkt.
„Wenn sich die Dinge so entwickeln wie wir jetzt annehmen, wird die Inflation in diesem Jahr höher sein als wir ursprünglich erwartet hatten“, sagte Holzmann der Zeitung. Das bedeute zugleich, dass der reale Zins noch niedriger liege als gedacht. Die Geldpolitik sei dann noch konjunkturstützender als angenommen.
„Wenn wir nun gegen Jahresende feststellen sollten, dass die Inflation auch noch länger höher bleibt, müssten wir die Geldpolitik stärker straffen und die Zinsen deutlicher anheben“, sagte Holzmann. „Wenn wir dann nicht schon bei null Prozent beim Einlagenzins wären, wären wir zu spät dran“, ergänzte er. Wenn die Inflation nicht höher ausfalle als ohnehin gedacht, könne die EZB zunächst einfach bei null Prozent bleiben.
„Wenn wir den Einlagenzins also auf Null Prozent anheben, sind wir von einer Normalisierung der Geldpolitik noch weit entfernt – und von einer Straffung kann schon gar keine Rede sein“, sagte Holzmann. „Wir gehen langsam vom Gas, stehen aber noch lange nicht auf der Bremse.“
Österreichs Notenbankchef dringt auf Abschaffung der Strafzinsen bis Jahresende
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