Ein Marktkommentar von Svein Aage Aanes, Head of Fixed Income bei DNB Asset Management:
Die norwegische Wirtschaft ist zinsempfindlich
Oslo/Luxemburg, 8.4.2022 – Obwohl wir vor einer Reihe von Leitzinserhöhungen in Norwegen stehen, gehen wir davon aus, dass der Markt dies weitgehend erwartet und bei der Preisgestaltung berücksichtigt hat. Derzeit rechnet der Markt mit einem Höchststand des Zentralbankzinssatzes von 2,5 Prozent. Das ist ein Prozentpunkt mehr als vor dem Ausbruch der Pandemie und der höchste Stand seit 2009.
Wir befinden uns immer noch in einer Niedrigzinsphase und glauben nicht, dass wir in Zukunft einen Leitzins von 5 % sehen werden. Allerdings ist es auch nicht wahrscheinlich, dass die Leitzinsen so niedrig sein werden wie in den letzten zehn Jahren, als sie in Norwegen zwischen 0,5 % und 1,5 % lagen, bevor sie während der Pandemie im Jahr 2020 auf Null sanken. Die Norwegische Zentralbank schätzt, dass der „normale“ Leitzins für die norwegische Wirtschaft bei etwa 1,7 Prozent liegt, was auf ein Niveau hinweisen könnte, um das der tatsächliche Leitzins schwanken wird.
Faktor Inflation
Die hohe Inflation, die einen Höchststand seit Jahrzehnten aufweist, hat die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere in den vergangenen Wochen in Aufruhr versetzt. Sowohl die Märkte als auch die Zentralbanken gehen davon aus, dass das Wirtschaftswachstum sowie die Inflation von den gegenwärtig hohen Werten auf ein tieferes Niveau sinken werden.
Die Zentralbanken verfügen über gute Instrumente, um die Inflation stagnieren zu lassen. Im Prinzip geht es nur darum, die Zinssätze zu erhöhen, dann sinken sowohl das Wachstum als auch die Inflation. Aktuell leben wir in einer sehr unsicheren Welt, dass heißt, wir wissen wenig über die Zukunft. Genauso geht es gerade den Zentralbanken. Wenn sie neue Infomationen erhalten, passen sie sich an. Wir gehen davon aus, dass die Zinserhöhungen ziemlich schnell beginnen werden zu wirken.
Variable Zinsen zeigen Wirkung
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern haben norwegischen Unternehmen und auch Privatpersonen oftmals variable Zinssätze. Das bedeutet, dass sich Zinserhöhungen der Norwegischen Zentralbank schnell bemerkbar machen. Bei einer hohen Verschuldung dauert es nicht lange, bis Zinserhöhungen ihre Wirkung zeigen. Es ist auch der Zweck der Zinserhöhung, den Anstieg zu begrenzen.
Denn die Befürchtung besteht, dass die norwegische und internationale Inflation außer Kontrolle geraten könnte. Aber ein Leitzins in Höhe von 2 bis 2,5 Prozent sollte schnell Effekt auf die Inflation und damit auch auf die Wirtschaft haben. Die Norwegische Zentralbank hat moderate Prognosen für das Wachstum der norwegischen Wirtschaft für 2023 und 2024 ausgegeben.
Norwegen befindet sich immer noch in einer Niedrigzinsphase
Foto von Svein Aage Aanes (Quelle: DNB AM)
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