Frankfurt, 08. Sep – Mercedes-Benz will die Kosten bei der Umstellung von Transportern auf Batterieantrieb in Europa mit dem US-Konkurrenten Rivian teilen. Die beiden Unternehmen kündigten am Donnerstag an, ein Joint Venture zur gemeinsamen Produktion großer Elektrovans „in wenigen Jahren“ zu planen. „Die Vorteile sind klar – wir können uns die Investitionen teilen“, sagte Van-Chef Mathias Geisen. Die Stückzahlen sollen so schneller gesteigert werden. Details zu Zeitplan, Investitionen, Einsparungen und dem Standort sind noch nicht klar, da die der Vertragsverhandlung noch laufen. Das gemeinsame Werk soll an einem der bestehenden Produktionsstandorte von Mercedes-Benz Cars in Mittel- und Osteuropa angesiedelt werden – also in Polen, Ungarn oder Rumänien.
Geteilt werden sollen vorerst nur die Arbeitskräfte und die Produktionsanlagen im künftigen Gemeinschaftswerk, in dem Mercedes Vans auf der ab 2025 geplanten neuen einheitlichen Elektro-Plattform bauen will. Verschiedene eigene Modelle von Mercedes und Rivian würden dann vom selben Band laufen, so wie es die Schwaben heute mit verschiedenen Antriebsarten machen. Weitere Zusammenarbeit im Einkauf oder gemeinsame Komponenten seien denkbar, sagte Geisen.
KEIN STELLENABBAU IN DEUTSCHLAND
Derzeit fertige Mercedes als einziger deutscher Hersteller alle Transporter im Heimatland, während die Konkurrenz von billigeren Standorten in Osteuropa profitiere, erklärte Geisen. „Wir wollen auch weiter in Deutschland fertigen, aber das ist nur wirtschaftlich darstellbar in Kombination mit einem Standort mit niedrigeren Kosten“, betonte Geisen. An den beiden bestehenden Werken in Deutschland in Düsseldorf und Ludwigsfelde will Mercedes-Benz Vans festhalten.
Sie seien wegen der langsameren Umstellung auf E-Autos bei Vans und Transportern auf Sicht von zehn Jahren noch gut ausgelastet. Verbrennermodelle wären bei den scharf rechnenden gewerblichen Kunden vermutlich noch über 2030 hinaus gefragt, der Sprinter werde entsprechend lange gebaut. Personalabbau sei nicht geplant. „Wir reden nicht von einer Verlagerung der Produktionskapazität“, sagte Geisen. Im Werk Düsseldorf seien zusätzliche Investitionen von 400 Millionen Euro geplant für Fahrzeuge auf der künftigen Elektroplattform VAN.EA. Für Ludwigsfelde müssten neue Aufgaben gefunden werden, weil dort keine E-Fahrzeuge nach dem noch unbestimmten Ende der Produktion des eSprinters geplant sind. Betriebsratschef Ergun Lümali sagte, die Arbeitnehmervertreter wollten bei den anstehenden Verhandlungen Perspektiven für die Beschäftigten sichern.
Geisen wies auf Kostendruck auch durch den sich verschärfenden Wettbewerb im Transportermarkt durch immer neue Anbieter hin. Zu diesen gehört der neue Kooperationspartner Rivian aus den USA, an dem Amazon beteiligt ist. Rivian hatte zuletzt mit dem Produktionshochlauf in den USA zu kämpfen wegen gestörter Lieferketten und steigender Materialkosten. In den USA ist neben dem ersten Werk in Normal/Illinois eine zweite Fabrik für 2025 geplant, denn allein Großaktionär Amazon hat bei Rivian 100.000 Lieferwagen bestellt. Bis zum nächsten Jahrzehnt soll der Absatz des noch Verlust schreibenden Neulings auf über eine Millionen Elektrofahrzeuge im Jahr wachsen, sagte Rivian-Chef R.J. Scaringe kürzlich im Reuters-Interview. In Europa produziert Rivian bislang noch nicht.
Mercedes kooperiert mit US-Rivalen Rivian bei E-Transportern
Quelle: Reuters
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