Düsseldorf, 27. Jun (Reuters) – Für den Maschinen- und Anlagenbau spitzt sich die Lage zu. Materialengpässe und Fachkräftemangel setzen dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft mit über einer Million Beschäftigten immer stärker zu, erklärte Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Branchenverbandes VDMA, am Montag. Eine rasche Besserung sei nicht in Sicht. Eine Blitzumfrage unter den 520 Mitgliedsunternehmen habe ergeben, dass mit einer Entschärfung der Lage innerhalb der nächsten drei Monate kaum noch jemand rechne.
„Bei Elektronikkomponenten zeigen sich die Engpässe besonders hartnäckig. 44 Prozent sehen eine bessere Versorgungslage hier erst ab dem zweiten Halbjahr 2023“, so Wiechers. 78 Prozent der Unternehmen klagten zudem über einen „merklichen oder gravierenden“ Mangel an Personal. „60 Prozent der Unternehmen sehen die Demografie und den Fachkräftemangel als großes Risiko an“, sagte Wiechers. Die Ausbildung der Nachwuchskräfte werde nicht ausreichen, die altersbedingten Abgänge auszugleichen. „Auch gezielte Zuwanderung wird notwendig sein, um die Arbeitskräftelücke zu reduzieren.“
Derweil bereitet auch die absehbare Gas-Knappheit Sorgen. Etwa drei Viertel der sich auf den Ernstfall vorbereitenden Unternehmen prüften zunächst, welche Möglichkeiten sie im eigenen Unternehmen haben, sich auf den Notfall vorzubereiten, etwa durch die Installation elektrischer oder Öl-befeuerter Systeme. Rund die Hälfte der Unternehmen sähen eine engere Abstimmung mit dem hauseigenen Netzbetreiber als Vorbereitungsmaßnahme, ein Drittel habe gestaffelte Notfallpläne entwickelt.
Die deutschen Maschinenbauer hatten angesichts des Ukraine-Kriegs, der globalen Lieferschwierigkeiten und der strikten Corona-Lockdowns in Teilen Chinas im Mai ihre Produktionsziele für 2022 von plus vier Prozent auf plus ein Prozent gesenkt. Bereits damals hieß es, die Belastungen seine vielfältig.
Maschinenbauer ächzen unter Engpässen bei Material und Personal
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.