Berlin, 20. Apr (Reuters) – Der ostdeutsche Technologie-Konzern Jenoptik treibt die Konzentration auf das Kerngeschäft voran und stellt den größten Teil seines Anlagenbaus für die Autoindustrie ins Schaufenster. Es gebe zwar keinerlei Zeitdruck für einen Verkauf, sagte Jenoptik-Chef Stefan Traeger der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. Wenn Interessenten anriefen, zu der die Sparte besser passe, werde man aber ans Telefon gehen.
„Da wären wir sicher offen für mögliche Veräußerungsgespräche.“ Der Bereich umfasst etwa Messtechnik für die Motorenentwicklung oder Laseranlagen zur Materialbearbeitung. Er machte zuletzt einen Umsatz von um die 100 Millionen Euro. Andererseits wolle man das Geschäft mit der Verkehrsüberwachung („Blitzer“) ausweiten. „Wir werden uns in nächster Zeit vor allem auf Käufe in der Verkehrstechnik unserer Sparte Smart Mobility Solutions konzentrieren.“
Jenoptik hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 750 Millionen Euro erzielt. Nicht berücksichtigt ist dabei die Luftfahrt- und Verteidigungssparte Vincorion, die Jenoptik an den Finanzinvestor Star Capital verkauft. Traeger sagte, der Abschluss der Transaktion – das sogenannte Closing – könne früher als geplant schon in diesem Quartal kommen.
TRAEGER: NACHFRAGE AUS HALBLEITERBRANCHE VÖLLIG VERRÜCKT
Wichtigstes Geschäftsfeld für Jenoptik ist die Ausrüstung mit optischen Geräten für die Chip-Industrie, die laut Traeger alle Erwartungen übertrifft und den Konzern insgesamt beflügelt. „Deswegen ist das erste Quartal auch sehr stark gelaufen.“ Der Auftragseingang liege noch einmal deutlich über dem, was man vor Monaten oder Wochen gedacht habe. „Es ist völlig verrückt, was da gerade passiert. Die extreme Nachfrage in der Halbleiterindustrie hält unvermindert an.“
Er gehe jetzt davon aus, dass dies auch über das ganze Jahr so bleibe. Auch die kleinere Verkehrstechnik-Sparte entwickele sich positiv. Mit Blick auf die Konzern-Prognose für das Gesamtjahr 2022 sagte Traeger: „Momentan sieht alles so aus als könnte es auch ein ganzes Stück mehr werden.“ Jenoptik hat bislang ein Umsatzwachstum von mindestens 20 Prozent vorhergesagt. Vom Umsatz sollen rund 18 Prozent als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bleiben.
Allerdings wolle er auch angesichts des Kriegs in der Ukraine vorsichtig bleiben. Bisher jedoch hätte er sich weder auf Lieferketten noch bei der Kundennachfrage ausgewirkt. Engpass für Jenoptik bleibe der Mangel an Fachkräften.
Jenoptik stellt Automobil-Geschäft ins Schaufenster
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.