München, 10. Mrz (Reuters) – Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück gibt für sein Geschäft mit Blick auf den Krieg in der Ukraine weitgehend Entwarnung. Weder bei den Prämieneinnahmen noch bei den Kapitalanlagen sei die Hannover Rück in den kriegführenden Staaten wesentlich engagiert, sagte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz am Donnerstag in Hannover. Russische Staatsanleihen etwa machten im Portfolio nur eine zweistelligen Millionensumme aus. Das Neugeschäft habe man in Russland, Belarus und der Ukraine vorläufig eingestellt.
Für unmittelbare Kriegsfolgen müssen die Rückversicherer nach den Standardverträgen ohnehin nicht einstehen, schwieriger ist die Lage etwa bei Cyber-Angriffen. „Das ist immer eine Frage der Beweislast“, sagte der für die Sachversicherung zuständige Vorstand Michael Pickel.
Konkreter sind die Folgen der Pandemie. Die unerwartet hohe Zahl von Corona-Toten vor allem in den USA und Südafrika kostete die Hannover Rück im vergangenen Jahr nochmals 582 Millionen Euro, und auch die Omikron-Welle im ersten Quartal 2022 werde sie noch einmal belasten. „Die Pandemie ist noch nicht besiegt“, sagte Henchoz.
Das sei aber in der Prognose für das laufende Jahr schon enthalten, in dem der Gewinn auf 1,4 Milliarden bis 1,5 Milliarden Euro steigen soll, wie Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel bekräftigte. Auch die Sturmschäden in Deutschland und die Überschwemmungen in Australien passten bisher noch ins anteilige Großschaden-Budget von 284 Millionen Euro für das erste Quartal.
2021 hatten Naturkatastrophen wie der Hurrikan „Ida“ in den USA und die Sturzflut im Westen Deutschlands das Budget um 150 Millionen Euro gesprengt. Trotzdem steigerte die Hannover Rück den Gewinn um 40 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro.
Die Aktionäre sollen dafür eine Rekord-Dividende bekommen: 5,75 Euro je Aktie will die weltweite Nummer drei unter den Rückversicherern ausschütten, 1,25 Euro mehr als im Corona-Jahr 2020. 1,25 Euro davon entfallen auf eine Sonderdividende, die die Hannover Rück nur zahlt, wenn sie ihre Ziele erreicht und überschüssiges Kapital hat. Die maßgebliche Solvenzquote lag zum Jahresende mit 243 Prozent deutlich über dem selbst gesetzten Schwellenwert von 200 Prozent. Die bevorstehende Rückkehr der Hannover-Rück-Aktie in den Dax nach gut zwölf Jahren sei „Auszeichnung und Ansporn zugleich“, sagte Henchoz.
Hannover Rück gibt für Russland-Risiken Entwarnung
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.