Freitag, November 22, 2024
StartKommentarGrüne Anleihen-ETF-Studie: Diese Energieunternehmen haben den größten Impact

Grüne Anleihen-ETF-Studie: Diese Energieunternehmen haben den größten Impact

Ein aktueller Kommentar von Marcus Weyerer, Senior ETF Investment Strategist bei Franklin Templeton Investments:

„Pro 10 Mio. Euro Investitionssumme führt der im Bereich Energie investierte Anteil grüner Anleihen-ETFs zu Emissionseinsparungen in Höhe von 898 Tonnen CO2-Äquivalent, was dem jährlichen Stromverbrauch von 653 europäischen Haushalten entspricht.

Die CO2-Emissionen im Stromsektor sanken im Jahr 2019 um 1,3 %, machen jedoch nach wie vor 41 % aller energiebezogenen CO2-Emissionen und somit die Hauptquelle dieser Emissionen aus (Quelle: Tracking Power 2020 – Analyse der IEA). Obwohl die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zunimmt, sind zusätzliche Anstrengungen und Investitionen vonnöten, um eine anhaltende Aus­richtung am Ziel des Übereinkommens von Paris, die durchschnittliche Erderwär­mung bis 2100 auf 2 °C oder weniger zu begrenzen, sicherzustellen.

Eine Analyse der Mittelverwendungen bei Anleihen-ETFs verglich die Teilsektoren innerhalb des Energiebereichs – erneuerbare Energien, Übertragung und Verteilung sowie Ener­gieeffizienz. Als Bereich, auf den die meisten Investitionen im Fonds entfallen, trugen genug Anleihen zu den einzelnen Teilsektoren bei, sodass zuverlässige Erkenntnisse aus den Daten abgeleitet werden konnten.

ETF
Foto von Marcus Weyerer (Quelle: Franklin Templeton)

Jeder Teilsektor wurde in Bezug auf dessen Kohlenstoff-Auswirkungsgrad (Carbon Impact Ratio, CIR) beurteilt – d.h. die für jede ausgestoßene Tonne an CO2-Emissi­onen vermiedenen Emissionen. Diese Zahlen zeichnen ein klares Bild darüber, wie unterschiedlich die CO2-Einsparungen ausfallen können, und zwar je nachdem, in welcher Phase des Energieerzeugungsprozesses die Mittel investiert werden. Erneuerbare Energien wiesen mit 10,2 Tonnen den mit Abstand höchsten CIR auf. Dies entspricht 10,2 Tonnen an vermiedenen Emissionen für jede Tonne an CO2, die bei einem erneuerbaren Energieprojekt anfällt. Dies ist der im Rahmen der Analysen mit Abstand wirkungsstärkste Teilsektor. An zweiter Stelle standen Energieeffizienzprojekte, die Emissionseinsparungen von 1,9 Tonnen aufwiesen. Im Bereich Übertragung und Verteilung wurden dagegen 0,1 Tonnen an Kohlenstoff eingespart.

Es ist nicht sehr überraschend, dass der Ausbau der erneuerbaren Energiekapazitä­ten hier den klaren Gewinner darstellt, und es ist wichtig, anzumerken, wie bedeutend dieser Kapazitätsausbau ist. Investoren, die Investitionen in Unternehmen mit hohem Impact anstreben, sollten sich bei Firmen engagieren, die in großem Umfang Kapazitäten im Bereich erneuerbare Energien aufbauen, wobei die Vorge­hensweise der Unternehmen einer sorgfältigen Due Diligence zu unterziehen ist. Dieser Ansatz hebt den Grenzertrag jeder vermiedenen Tonne CO2 in dem Land hervor, in dem das Projekt angesiedelt ist. Andererseits wird dadurch die relative Bedeutung der Stromer­zeugung aus erneuerbaren Energien in Ländern mit kohlenstoffintensiveren Stromnetzen stärker hervorgehoben.

Die Elektrifizierung ist ein wichtiger Trend zur Unterstützung der Emissionsre­duzierung in anderen Sektoren und erfordert eine Stärkung des Stromnetzes. Während erneuerbare Energien in der Regel kohlenstoffarm sind, sollten auch die Lebenszyklus-Emissionen aus dem Bau und dem Betrieb sowie die Frage berücksichtigt werden, wie widerstandsfähig die Technologie gegenüber dem Klimawandel ist. Einblicke in die Planung bezüglich Überschwemmungen oder Dürren sowie die Laufzeit der Anlage seitens Emittenten wären wünschens­wert. Die installierte Gesamtkapazität an erneuerbaren Energieanlagen ist ein nützlicher Anhaltspunkt für den Gesamtbeitrag zu sauberer Energie.

In ihren Impact Reports unterscheiden Emittenten jedoch nicht immer zwi­schen verschiedenen Arten erneuerbarer Energien. Dadurch könnten einige der wichtigen Erwägungen in Bezug auf den Lebenszyklus und die lokale Umwelt außer Acht gelassen werden, vor allem bei Biokraftstoffen und Wasserkraft. Auch die Planung zur Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Kli­mawandel wird in den Berichten nicht abgedeckt. Obwohl es schwieriger ist, diese Faktoren zu erfassen, sollten Nutzer von Impact-Daten darauf drängen, mehr Einblick in diesen Bereich zu erhalten.

Best Practice

Die Auswirkungen des Aufbaus neuer erneuerbarer Energiekapazitäten kön­nen nicht stark genug hervorgehoben werden, und Investoren sollten die Emittenten zu hohen Standards anhalten. Investoren müssen versuchen, sicherzustellen, dass die erneuerbaren Energiekapazitäten tatsächlich aus­gebaut und nicht einfach nur bestehende Anlagen refinanziert werden.

Die lokale Umwelt und der lokale Stromnetzfaktor müssen berücksichtigt werden, um ein akkurates Bild der Emissionseinsparungen zu erhalten. Die Lebenszyklus-Emissionen aus dem Bau, dem Betrieb und den Bio­kraftstoff-Rohmaterialien sowie die Auswirkungen auf die lokale Umwelt sind für Anleger wichtig zu verstehen und müssen daher von den Emit­tenten offengelegt werden. Die Widerstandsfähigkeit von Infrastruktur gegenüber dem Klimawandel muss eingeplant werden. Sind Energieanlagen in der Lage, Dürren und extremen Temperaturen standzuhalten? Sollen diese Anlagen die nächsten 30 bis 40 Jahre bestehen, müssen diese Punkte berücksichtigt werden.

Spitzenreiter:  Iberdrola, EDF, ERG, EDP und Ørsted

Iberdrola, EDF, ERG und EDP schnitten im Hinblick auf ihre Umweltauswirkungen am bes­ten ab. Zudem glänzten sie durch eine äußerst transpa­rente Berichterstattung. Der dänische Energiekonzern Ørsted weist ein Rahmenwerk für grüne Finanzierungen auf, das den Übergang des Unter­nehmens von fossilen Brennstof­fen zu erneuerbarer Energie för­dert. Ørsted legt den Fokus auf Offshore-Windkraft und arbeitet zusammen mit Lieferanten an der Emissionsreduzierung und Berichterstattung zu Lebenszyk­lus-Emissionen.“

Grüne Anleihen-ETF-Studie: Diese Energieunternehmen haben den größten Impact

Titelfoto & Foto von Marcus Weyerer (Quelle: Franklin Templeton)

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