Frankfurt, 15. Mrz (Reuters) – Die unklaren Folgen des russischen Einmarsches in die Ukraine bremsen die Zuversicht des Flughafenbetreibers Fraport über die Erholung nach zwei Jahren Corona-Krise. „Wir wissen nicht, wie stark sich der Angriff Russlands auf die Ukraine auswirkt“, sagte Fraport-Chef Stefan Schulte am Dienstag. Deshalb sei die Prognosespanne für das Betriebsergebnis im laufenden Jahr mit 320 bis 440 (2021: 314) Millionen Euro 2021 relativ groß.
Auch aufgrund seiner Beteiligungen an ausländischen Flughäfen, vor allem an dem des bei Russen und Ukrainern beliebten türkischen Reiseziels Antalya, ist Fraport Geschäftsrisiken ausgesetzt. Sollte der Krieg so lange dauern, dass Russen und Ukrainer wegblieben aus der Türkei, könnte Antalya 30 Prozent weniger Passagiere zählen und 50 Millionen Euro operatives Ergebnis weniger abliefern, schätzte Schulte.
Bisher gibt es aber keine Luftfahrtsanktionen der Türkei gegen Russland. Wegen der gegenseitigen Verbote, den Luftraum zu nutzen, ist der Flugverkehr zwischen Russland und der EU zum Erliegen gekommen. Am Flughafen Frankfurt stammten nur 1,5 Prozent der Passagiere aus den beiden Ländern, sagte Schulte. Womöglich werde der erhoffte Anstieg von Reisenden aus dem USA von derzeit noch niedrigem Niveau schwächer ausfallen. Die Luftfracht könnte leiden. 2021 behauptete Frankfurt hier mit rekordhohem Volumen von 2,3 Millionen Tonnen den Spitzenplatz in Europa.
Fraport ist zudem mit 25 Prozent am Flughafen Pulkovo in St. Petersburg beteiligt, dem zweitgrößten Russlands. Hier stehe ein Vermögenswert, zum Teil über Darlehen, in niedriger dreistelliger Millionen-Euro-Höhe im Feuer, sagte Schulte. Verkauft werden könne der Anteil aus rechtlichen Gründen nicht. Die Enteignung oder eine Insolvenz des Flughafens wäre der schlimmste Fall. „Dann würden wir abschreiben müssen.“
Fraport-Aktien verloren 6,3 Prozent. Der Finanzausblick liege unter den Erwartungen, sagte ein Händler. Womöglich hätten noch nicht alle Analysten potenzielle Kriegsfolgen berücksichtigt.
STARKER REISESOMMER ERWARTET
Für 2022 rechnet Fraport am größten deutschen Flughafen mit einem Wachstum der Passagierzahl von knapp 25 auf 39 bis 46 Millionen. Das wären 55 bis 65 Prozent des Vorkrisenjahres 2019. Zu Jahresbeginn gab es einen Dämpfer bei der Erholung der Passagierzahlen wegen der erneuten Covid-Infektionswelle mit der Omikron-Variante. Aber schon zu Ostern und im Sommer seien Spitzentage wie zur Vorkrisenzeit zu erwarten. „In Summe stellen wir uns auf einen starken Sommer ein, der bei den Passagierzahlen 70 Prozent erreichen wird“, sagte Schulte.
2021 schrieb der staatlich kontrollierte Flughafenbetreiber dank Einsparungen, Personalabbau und einer Erholung des Luftverkehrs vom Einbruch in der Corona-Pandemie schwarze Zahlen. Das Konzernergebnis fiel mit knapp 92 Millionen Euro positiv aus nach einem Verlust von 690 Millionen im Jahr davor. Der Umsatz legte um 28 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zu.
Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (Ebitda) erreichte mit 757 Millionen Euro fast zwei Drittel des Vorkrisenniveaus. Darin enthalten war staatliche Krisenhilfe von 320 Millionen Euro. Hauptstütze mit fast 420 Millionen Euro waren die Auslandsflughäfen, die vom sich schneller erholenden Tourismus profitierten, während der in Frankfurt wichtige Geschäftsreiseverkehr schwach blieb. Das Konzernergebnis wird 2022 in einer Spanne von 50 bis 150 Millionen Euro erwartet. Vor der Corona-Krise war es fast eine halbe Milliarde.
Fraport erholt sich von Corona-Krise – Krieg verunsichert
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.