Freitag, November 22, 2024
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Deutsche Staatsfinanzen können Energieschock verdauen

Berlin, 29. Aug – Dem deutschen Staat droht der Ratingagentur Scope zufolge auch im Falle einer schrumpfenden Wirtschaft infolge einer mangelnden Gasversorgung keine Schuldenkrise. Selbst bei einer ausgeprägten Rezession läge die Verschuldungsquote im Jahr 2024 mit 75 Prozent des Bruttoinlandsproduktes noch in einem moderaten Bereich, wie aus der Reuters am Montag vorliegenden Untersuchung der Bonitätswächter hervorgeht.

Im europäischen Vergleich wäre das wenig: In Italien liegt die Schuldenquote bereits jetzt mit 150 Prozent doppelt so hoch, auch in Frankreich ist sie mit rund 113 Prozent weitaus höher, ebenso in den USA mit knapp 130 Prozent. „Deutschland verfügt über die fiskalischen Puffer und angemessenen finanziellen Reserven, um einen schweren Energieschock zu überstehen“, fassten die Scope-Direktoren Eiko Sievert und Jakob Suwalski ihre Untersuchung zusammen. Scope bewertet die Bonität des deutschen Staates mit der Bestnote AAA.

Die Wachstumsaussichten könnten durch anhaltende Unterbrechungen russischer Gaslieferungen und noch höhere Energiepreise erheblich beeinträchtigt werden, warnt die Ratingagentur zugleich. Sollte der russische Präsident Wladimir Putin beschließen, den wirtschaftlichen Schaden für Deutschland durch periodische oder dauerhafte Unterbrechungen der Gasexporte zu maximieren, würde das zu akuten Engpässen führen. Dann könnte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr nur um etwa 1,0 Prozent wachsen, bevor es 2023 um 2,1 Prozent sinken und 2024 um weitere 0,7 Prozent schrumpfen würde. Die Inflation dürfte dann zwischen 2022 und 2024 bei etwa sieben Prozent liegen.

Aktuell gehen die Scope-Experten allerdings noch davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um etwa 1,6 und 2023 um 1,7 Prozent wachsen wird. Demnach dürfte die deutsche Schuldenquote aufgrund niedriger Zinsen und der sich schnell erholenden Steuereinnahmen nach der Pandemie bis 2027 unter die Marke von 65 Prozent sinken. Die europäischen Schuldenregeln sehen eigentlich eine Obergrenze von 60 Prozent vor.

Steigende Steuereinnahmen und geringere Corona-Subventionen haben das deutsche Staatsdefizit im ersten Halbjahr trotz der wirtschaftlichen Belastungen durch den russischen Krieg gegen die Ukraine stark sinken lassen. Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung gaben bis Ende Juni 13,0 Milliarden Euro mehr aus als sie einnahmen, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Das Defizit entspricht 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Im ersten Halbjahr 2021 hatte der Fehlbetrag noch 75,6 Milliarden Euro betragen, was einer Neuverschuldung von 4,3 Prozent entsprach.

Deutsche Staatsfinanzen können Energieschock verdauen

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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