München, 31. Mrz (Reuters) – Die Banknotendruckerei Giesecke+Devrient setzt verstärkt auf digitale Zentralbankwährungen. „Wir haben die Strategie, die eigenen Geschäftsmodelle zu kannibalisieren, bevor es jemand anderes tut“, sagte Giesecke+Devrient-Chef Ralf Wintergerst am Donnerstag. Bei der Einführung digitaler Währungen dürfte das Geschäft mit gedrucktem Bargeld leiden. Allerdings mache das derzeit ohnehin nur noch zehn Prozent des Umsatzes aus. Der größere Teil entfalle auf Technologie für den Bargeldumlauf, der auch bei einem geringeren Neugeschäft noch längere Zeit weitergehen dürfte. „Im Prinzip ergänzen wir das physische Geschäft mit einem digitalen Zwilling.“
Bei digitalen Zentralbankwährungen hat nach Einschätzung von Wintergerst derzeit China deutlich die Nase vorn. Die Volksrepublik habe sehr früh mit der Einführung eines digitalen Geldes begonnen und zuletzt die Tests ausgeweitet. Aber auch viele Länder in Afrika, dem Mittleren Osten, Lateinamerika oder Südostasien seien in dem Gebiet sehr aktiv. Derzeit laufe ein gemeinsames Projekt mit der Zentralbank von Ghana, wo eine digitale Version der Landeswährung Cedi eingeführt werden soll. Die Zentralbank des afrikanischen Landes hofft, dass die neue Währung eine Alternative zu Bargeld darstellt und die Digitalisierung der Bezahl-Infrastruktur vorantreibt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) will dagegen beim Digital-Euro nichts überstürzen. Zunächst sollen Anwendungsfälle bis 2023 eingegrenzt werden, danach soll ein Prototyp stehen. Der Zeitplan könnte vielleicht schneller sein, sagte Wintergerst. Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz mahnte zuletzt aber, trotz aller Vorteile von Innovationen auch stets die Risiken zu berücksichtigen.
Ein in diesem Zusammenhang immer wieder genanntes Problem ist, dass Bankkunden in Krisenzeiten ihre Konten abräumen könnten. Um dies zu verhindern, erwägen viele Notenbanken, das Horten von Digitalgeld-Beständen durch Obergrenzen zu verhindern. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat die Notenbanken dazu aufgerufen, ihre Arbeiten an Digitalwährungen voranzutreiben. Ansonsten drohten sie von den digitalen Initiativen großer Technologiekonzerne abgehängt zu werden.
Banknotendrucker Giesecke+Devrient baut auf digitale Währungen
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