Berlin, 15. Jul (Reuters) – Die hohe Inflation in Deutschland belastet dem gewerkschaftsnahen Institut IMK zufolge die Bevölkerung unterschiedlich stark. Trotz der im Juni leicht gesunkenen Inflationsrate treffe die Teuerung Familien mit geringem Einkommen weiter am stärksten, teilte das Institut am Freitag mit. Für Alleinlebende mit hohem Einkommen sei die Belastung am schwächsten. Gemessen an den für diese Haushaltstypen repräsentativen Warenkörben seien die Preise im Juni um 8,5 beziehungsweise um 6,3 Prozent gestiegen, während der Wert über alle Haushalte hinweg bei 7,6 Prozent gelegen habe.
Aus dem Inflationsmonitor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) geht auch hervor, dass die Art der Heizung für die Inflationsbelastung eine große Rolle spielt. Dabei hatten Paarhaushalte mit Ölheizung eine Inflationsrate von 8,8 Prozent, jene mit Gasheizung eine Rate von 7,6 Prozent.
„Der rasant gestiegene Börsenpreis für Gas dürfte sich in den kommenden Monaten allerdings merklich auf die Teuerungsrate auswirken, weil die kriegsbedingten Kostensteigerungen bisher erst zum Teil an die Haushalte weitergegeben wurden“, sagte IMK-Expertin Silke Tober. Besonders stark würde dieser Anstieg ausfallen, falls die Bundesnetzagentur nach der Aktivierung der Alarmstufe im Notfallplan Gas eine erhebliche Reduzierung der Gesamtgasimportmengen nach Deutschland feststelle und es damit den Versorgern erlaube, die höheren Gaspreise unmittelbar an privaten Haushalte und Unternehmen weiterzugeben. In diesem Fall könnten laut IMK sogar Inflationsraten im zweistelligen Bereich erreicht werden. „Auch das würde Haushalte mit niedrigeren Einkommen am heftigsten treffen.“
Die Diakonie Deutschland hat vorgeschlagen, einkommensschwache Haushalte mit etwa 5,4 Milliarden Euro zu entlasten und ihnen für ein halbes Jahr mindestens 100 Euro pro Monat zu zahlen. Viele Menschen drohten wegen der gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel in Armut abzurutschen.
Arme Familien trifft Inflation am härtesten
Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022
Titelfoto: Symbolfoto
Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.