Berlin, 05. Sep – Anleger schauen so pessimistisch auf die Konjunktur in der Euro-Zone wie zu Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr. Das entsprechende Barometer fiel im September um 6,6 auf minus 31,8 Punkte, wie die Investmentberatung Sentix am Montag zu ihrer monatlichen Umfrage unter knapp 1300 Investoren mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit Mai 2020, als Corona-Lockdowns der Konjunktur zusetzten. Damit sei eine Stagnation der Euroland-Konjunktur quasi bestätigt, sagte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner und fügte an: „Sehr wahrscheinlich hat bereits eine erhebliche, rezessive Entwicklung eingesetzt.“ Darauf deuteten auch die extrem negativ bewerteten Aussichten für die kommenden Monate hin: Diese wurde so schlecht eingeschätzt wie seit der globalen Finanzkrise Ende 2008 nicht mehr.
Wegen der ökonomischen Folgen der russischen Invasion in der Ukraine steigen die Lebenshaltungskosten in der Währungsunion so stark wie noch nie. Im August erreichte die Teuerungsrate einen Rekordwert von 9,1 Prozent, getrieben durch höhere Energie- und Lebensmitteilpreise. Volkswirte rechnen daher mit einem großen Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) auf ihrer Sitzung an diesem Donnerstag. Falls Russland der EU den Gashahn komplett zudrehe, drohe in der zweiten Jahreshälfte 2022 eine Rezession, warnte EU-Kommissar Paolo Gentiloni unlängst.
Die könnte auch Europas größter Volkswirtschaft Deutschland bevorstehen. Hier gab das Sentix-Barometer den dritten Monat in Folge nach, und zwar um 5,5 auf minus 29,9 Punkte. Das ist ebenfalls der schlechteste Wert seit Mai 2020, als die Corona-Krise der deutschen Wirtschaft stark zusetzte. Die Aussichten für die kommenden Monaten wurden so negativ bewertet wie noch nie. „Auch in Deutschland werden die Konjunktur-Wolken immer dunkler“, sagte Hübner.
Angesichts der stark gestiegenen Energiepreise hat die Bundesregierung ein neues Entlastungspaket von mindestens 65 Milliarden Euro geschnürt. Damit sollen die Bevölkerung und Unternehmen unterstützt werden, wie die Koalitionspartner am Sonntag in Berlin ankündigten. „Alles das zusammen und viele weiteren Maßnahmen werden dazu beitragen, dass wir gemeinsam durch diese Zeit kommen“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz.
Anleger pessimistisch für Euro-Zone – „Rezessive Entwicklung“
Quelle: Reuters
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