Berlin, 03. Aug (Reuters) – Die sprunghaft angestiegene Nachfrage im deutschen Luftverkehr war nach Ansicht des Branchenverbands BDL nur schwer vorzusehen. „Eine so deutliche Abweichung der realen Nachfrage gegenüber den Planungen und Vorhersagen ist beispiellos“, sagte Jost Lammers, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), am Mittwoch. Das volatile Corona-Infektionsgeschehen und das damit verbundene Hin und Her bei Reisebeschränkungen und Reisewarnungen habe eine verlässliche Kalkulation des Reiseverhaltens unmöglich gemacht.
Laut der BDL-Branchenbilanz für das erste Halbjahr 2022 hat sich der deutsche Luftverkehr insgesamt weiter erholt. Die Nachfrage sei zwar erst nach einer Rücknahme des größten Teils der Reisewarnungen zu Ostern gestiegen – dann allerdings sprunghaft. Lag der Anteil des Flugangebots im ersten Quartal nach BDL-Angaben bei 51 Prozent des Angebots von 2019, stieg er mit dem Sommerflugplan um 24 Prozentpunkte an auf 75 Prozent von 2019.
Trotzdem leide der Markt weiterhin unter den Folgen der Corona-Pandemie. Seit den Osterferien gebe es wegen der sprunghaft gestiegenen Nachfrage inzwischen nicht mehr genug Personal. Der Grund seien dabei nicht nur Jobstreichungen durch Airlines während der akutesten Phasen der Corona-Pandemie, für die sich unter anderem die Chefs von Lufthansa und Fraport entschuldigten. „Hinzu kommt, dass viele Beschäftigte während der Corona-Pandemie aufgrund unsicherer Zukunftsperspektiven die Unternehmen verlassen haben und in andere Branchen gewechselt sind“, so Lammers. Am stärksten betroffen seien dabei mittlere und kleinere Flughäfen.
Lösungen sehe der Verband in einem erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt für Menschen aus Drittstaaten, verbesserten Prozessen bei Sicherheitskontrollen und einer Digitalisierung der Abläufe beim Check-in, Boarding und den Grenzkontrollen.
Angebot-Nachfrage-Krise in der Luftfahrt war nicht absehbar
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