Im Interview mit Andreas Zederbauer, Vorstand dagobertinvest AG über aktuelle Themen und die Auswirkung auf Investments
Stellen Sie sich doch kurz unseren Lesern vor!
Andreas Zederbauer: dagobertinvest wurde 2015 gegründet und hat sich von Beginn an auf Immobilien-Crowdinvesting spezialisiert. Das heißt wir bieten Bauträgern und Immobilienentwicklern die Möglichkeit, über unsere Plattform Crowdkapital als komplementäre Finanzierungsform für Wohnbauprojekte zu lukrieren. Investoren wiederum können Beträge ab 250 Euro in diese Projekte veranlagen und erhalten dafür verhältnismäßig hohe Zinsen von aktuell knapp 10 Prozent p.a. Derzeit richten wir uns mit unserem Angebot primär an Emittenten und Anleger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Wie hat sich dagobertinvest seit der Gründung entwickelt?
Andreas Zederbauer: Seit der Gründung 2015 hat die Plattform eine sehr positive Entwicklung genommen. Nicht nur die Branche an sich, sondern auch dagobertinvest verzeichnet jährlich teils beachtliche Wachstumsraten. Im Laufe der vergangenen Jahre konnten wir uns als eine der führenden Plattformen für Immobilien-Crowdinvesting im deutschsprachigen Raum etablieren. Über dagobertinvest wurden mittlerweile mehr als 130 Millionen Euro Kapital vermittelt und 277 Projekte erfolgreich co-finanziert. Über 46 Millionen Euro – investiertes Kapital sowie Zinsen – wurden bereits wieder an die Crowdinvestoren zurückgezahlt.
Hat sich durch den Krieg in der Ukraine das Investment verhalten geändert?
Andreas Zederbauer: Man merkt, dass Kleinanleger zurückhaltender sind, vor allem deshalb, weil der Krieg mit einer extrem hohen Inflation einhergeht. Einerseits war bei vielen Leuten die Lust und die Motivation, Risikokapital zu veranlagen, schon einmal höher als aktuell, andererseits bleibt vielen Menschen derzeit aufgrund der Teuerung monatlich schlichtweg weniger oder gar kein Kapital mehr übrig, um es zu sparen oder zu veranlagen. Dafür ist seitens institutioneller Investoren derzeit hohe Liquidität vorhanden. Hier fließt sehr viel Kapital in den Immobilienmarkt, da Sachwerte in Krisenzeiten immer interessant sind. Hier können wir mit unserem Platinum-Club ein sehr zielgerichtetes Angebot machen.
Wie bewerten Sie den Markt für die nächsten 1-2 Jahre?
Andreas Zederbauer: Vieles wird davon abhängen, wie es mit der Inflation weitergeht. So lange es eine sehr hohe Inflation gibt, werden Kleinanleger diese spüren, auch wenn ich mir natürlich wünschen würde, dass sich dieser Trend wieder dreht. Ich denke nicht, dass die Inflation langfristig auf neun oder zehn Prozent verharren wird, die höhere Inflation wird uns aber schon noch eine Weile beschäftigen. Klar ist auch: Angst ist ein schlechter Ratgeber für Investoren und wer es sich leisten kann, weiterhin Geld zu veranlagen, der sollte das auch gewinnbringend tun. Denn trotz eingeleiteter Zinswende verliert man aufgrund der hohen Inflation täglich Geld, wenn man ausschließlich auf klassische Sparformen setzt oder sein ganzes Kapital auf einem Girokonto liegen lässt.
Wie wirken sich die stark gestiegenen Energiepreise auf die Anlagebereitschaft von Investoren aus?
Andreas Zederbauer: Die stark gestiegenen Energiepreise tragen in Summe natürlich auch maßgeblich zur hohen Inflation bei und sind daher ein wesentlicher Mitgrund für die tendenziell eher zurückhaltende Stimmung unter den Kleinanlegern.
Wo sehen Sie die dagobertinvest in den nächsten fünf Jahren?
Andreas Zederbauer: Ein Game Changer – sowohl für uns, als auch für die gesamte Branche – wird die Europäische Verordnung für Schwarmfinanzierungsdienstleister (ESCP-VO), die Crowdinvesting auf EU-Ebene harmonisiert. Um künftig Dienstleistungen unter den einheitlichen, europäischen Rahmenbedingungen erbringen zu können, bemühen wir uns aktuell um den Erhalt der dafür notwendigen Lizenz.
Damit wird es uns einerseits möglich sein, Emittenten und Anleger in neuen EU-Märkten anzusprechen, andererseits werden wir auch andere Dienstleistungen mit mehr Sicherheiten anbieten können und damit sowohl Investoren mit einem anderen Risikoprofil ansprechen, als auch dem geänderten Investitionsverhalten Rechnung tragen können. Insofern möchten wir uns in den nächsten Jahren von einer Immobilien-Crowdinvesting-Plattform zu einer europäischen Drehscheibe für Risikokapital im Immobilienbereich entwickeln.
Welche Literatur können Sie Investoren empfehlen?
Andreas Zederbauer: Hier gibt es zwei Tipps von meiner Seite:
Über die Psychologie des Geldes: Zeitlose Lektionen über Reichtum, Gier und Glück von Morgan Housel
Intelligent Investieren: Der Beststeller über die richtige Anlagestrategie von Benjamin Graham
Bildquelle/ Fotograf: c Feel Image Felicitas Matern
Wir bedanken uns bei Andreas Zederbauer für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder