Berlin, 06. Dez – Die deutsche Industrie hat im Oktober nach zwei schwächeren Monaten wieder mehr Aufträge erhalten. Die Bestellungen legten dank der anziehenden Auslandsnachfrage um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent gerechnet, nach Rückgängen von 2,9 Prozent im September und 2,0 Prozent im August. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
„Nach dem Einbruch im September kommt das leichte Plus im Oktober nicht völlig überraschend. Zu bedenken ist auch, dass die Orders ohne Großaufträge deutlich gesunken sind. Der Trend der Auftragseingänge weist weiter klar nach unten. Das stützt die Vermutung, dass sich die deutsche Wirtschaft langsam in Richtung einer milden Rezession bewegt, auch wenn ein wirtschaftlicher Einbruch wie nach der Finanzkrise wegen des Ausbleibens einer Gas-Rationierung unwahrscheinlich ist.“
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
„Zusammen mit der Aufwärtsrevision des Vormonats ist das immerhin ein Hauch von Nikolaus. Unternehmen setzen aber weiterhin den Rotstift an. Die Entwicklung bleibt bedenklich, sinkt die Jahresrate doch zum achten Mal in Folge. Die Entspannungssignale von den Lieferketten scheinen noch nicht zu überzeugen. Die anhaltende Unsicherheit bei den Energiepreisen steht einer breiten Erholung im Weg.“
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
„Die Auftragsbilanz des bisherigen Jahres sieht dürftig aus. Doch was will man auch groß von einem Jahr erwarten in dem in Europa ein Krieg tobt und die Frage lange Zeit im Raum stand, ob die Energie über den Winter reicht. Doch das Risiko einer Gasmangellage hat sich in den vergangenen Wochen merklich reduziert und gleichzeitig verbessern sich die Lieferketten. Die Unternehmen blicken gemäß Konjunkturumfragen deshalb nicht mehr ganz so skeptisch in die Zukunft wie noch vor wenigen Monaten. Dies lässt darauf hoffen, dass die Investitionslaune sich zumindest etwas hebt. Wäre dies der Fall, könnten auch die Auftragseingänge im kommenden Jahr wieder nachhaltig besser aussehen.“
Ökonomen zum Auftragsplus der deutschen Industrie
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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