Berlin, 29. Aug – Der Technologiekonzern Google hat nach Ansicht des Bundeskartellamts auch bei sogenannter nicht-suchgebundenen Internet-Werbung großen Einfluss. „Google hat auch in diesem technischen Teilbereich der Online-Werbung auf nahezu allen Stufen der Wertschöpfungskette eine starke Marktposition“, erklärte Behördenchef Andreas Mundt am Montag zu einem Diskussionsbericht der Wettbewerbshüter zu dem Thema. „Es stellen sich nicht zuletzt deshalb zahlreiche wettbewerbliche Fragen.“ Ob das Kartellamt das Vorgehen des US-Konzerns hier stärker unter die Lupe nimmt, blieb offen. Zu dem Bericht können Marktteilteilnehmer bis Ende Oktober Stellung nehmen.
„Online-Werbung hat über die letzten 25 Jahre einen beeindruckenden Aufstieg erlebt – aus dem Nichts zu einer Milliardenindustrie“, erläuterte Mundt. In allen Bereichen dieser Werbung stellten sich vor allem aufgrund der herausragenden Bedeutung der großen Internetplattformen wichtige wettbewerbliche Fragen. Neben der suchgebundenen Online-Werbung und eigenen Werbeflächenangeboten etwa von Meta oder Google, habe auch die sonstige nicht-suchgebundene Online-Werbung immense wirtschaftliche Bedeutung. Es sei nicht zuletzt diese Werbung, die viele Medienangebote und Dienstleistungen mitfinanziere. Dahinter stecke ein hochkomplexes, für viele recht intransparentes System des automatisierten Handels mit Online-Werbeplätzen, kritisierte Mundt. „Mit unserer Untersuchung wollen wir mehr Licht in diese Black-Box bringen.“
Nach aktuellen Schätzungen kommt der gesamte Bereich der Online-Werbung in Deutschland laut Kartellamt auf zehn bis elf Milliarden Euro. Davon entfallen demnach vier bis fünf Milliarden Euro auf suchgebundene Online-Werbung, die also als Reaktion auf eine Anfrage an eine Suchmaschine erscheint. Auf ähnliche Umsätze kommen Werbeflächen, wie Werbebanner aller Art und Video-Werbung, die nicht suchgebunden sind. Darüber hinaus werden der Behörde zufolge mit Online-Kleinanzeigen und Rubrikenanzeigen gut eine Milliarde Euro umgesetzt.
Das Kartellamt signalisierte, dass man Google beobachte. Für den untersuchten Bereich der Online-Werbung müsse man künftig vielleicht auch „über grundsätzlichere Ansätze nachdenken“, sagte Mundt. „Google hat aufgrund seiner herausragenden Position in Verbindung mit der technisch bedingten Undurchschaubarkeit des Systems ungewöhnlich viel Spielraum, den Wettbewerbsprozess zu seinen Gunsten zu gestalten.“
Google hat starke Marktposition in Teilen der Online-Werbung
Quelle: Reuters
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