Berlin/Frankfurt, 18. Jan (Reuters) – Im zweiten Corona-Jahr hat der weltweite Reiseverkehr wieder leicht zugenommen – bleibt aber noch weit entfernt vom Niveau vor der Virus-Krise. Nach ersten Schätzungen der Welttourismus-Organisation UNWTO vom Dienstag legten die internationalen Übernachtungen 2021 um vier Prozent auf 415 Millionen zu. Der Wert bleibt damit aber noch 72 Prozent unter dem Stand von 2019, dem Jahr vor Beginn Pandemie. Steigende Impfraten und die Lockerung von Reisebeschränkungen hätten geholfen, die aufgestaute Nachfrage abzubauen und hätten dem internationalen Tourismus im zweiten Halbjahr 2021 eine moderate Erholung beschert. Die vollen Auswirkungen der verschärften Pandemie durch die Virus-Variante Omikron seien aber noch abzuwarten, hieß es im Bericht.
Dem UNWTO-Expertengremium zufolge sehen die meisten Tourismusfachleute (61 Prozent) bessere Perspektiven für 2022. Während 58 Prozent eine Erholung in diesem Jahr – hauptsächlich im Sommer-Quartal – erwarten, rechnen 42 Prozent erst 2023 mit einer Belebung. Fast zwei Drittel der Experten erwarten, dass die Übernachtungen erst 2024 oder später wieder das Niveau von 2019 erreichen, nach nur 45 Prozent in der September-Umfrage.
Auch in Deutschland stagnierte der Reisemarkt im zweiten Corona-Jahr. Nach vorläufigen Daten der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) belief sich die Zahl der Reisen ab fünf Tagen Dauer auf rund 50 Millionen wie im Vorjahr. Im Reiseboomjahr vor Ausbruch der Pandemie waren es gut 70 Millionen, davon mehr als 52 Millionen ins Ausland. Für das laufende Jahr sei die Ausgangslage gut. Nach einer FUR-Umfrage ist die Urlaubslust mit 61 Prozent auf einem Höchststand. Rund 70 Prozent der Befragten hätten genug Zeit und Geld dafür. „Urlaubsreisen waren und bleiben für die meisten Deutschen ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität“, erklärten die Reiseforscher.
Mit dem Buchen zögerten aber noch viele wegen der Unsicherheit über weitere Reisebeschränkungen im Kampf gegen Corona. Die FUR rechnet mit einem Volumen von rund 60 Millionen Reisen – vorzugsweise im Inland und in Nachbarländern. Der Anteil von Flugreisen werde noch niedrig bleiben.
Viele Menschen hätten in der Pandemie-Zeit nicht nur ihre Konsum-, sondern auch Reisewünsche zurückgestellt, erklärte Analyst Marc Decker von der Quintet Private Bank. Diese aufgestaute Nachfrage dürfte in den kommende Monaten das Geschäft von Hotels, Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften beleben. „Vor diesem Hintergrund besteht Grund zu der optimistischen Annahme, dass zumindest die zweite Jahreshälfte 2022 für den Tourismussektor positiv verlaufen könnte.“
Globaler Tourismus trotz Belebung auch 2021 noch weit unter Vorkrisen-Niveau
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