Düsseldorf, 05. Aug (Reuters) – Die Deutsche Post steuert dank florierender Geschäfte vor allem ihrerFrachtsparte auf Rekordkurs. Rückgänge im deutschen Paketgeschäft nach dem Boom während der Corona-Krise konnte der Bonner Konzern damit mehr als wettmachen. „Wir haben das beste Quartal unserer Geschichte verzeichnet“, bilanzierte Vorstandschef Frank Appel am Freitag. Risiken „rund um die Entwicklung von Energiepreisen, Inflation und Zinsen spielen für unsere Ergebnisentwicklung derzeit keine große Rolle“, betonte Finanzchefin Melandie Kreis.
Höhere Treibstoffpreise reiche der Konzern an die Kunden weiter, Gas spiele für die Post so gut wie keine Rolle. Setze sich die Entwicklung unverändert fort, könne die Post sogar ihre Prognose 2022 übertreffen. Aber auch bei einem wirtschaftlichen Einbruch würden die Ziele wohl erreicht. „Wir sind sehr zuversichtlich, nicht für überraschende Negativ-Schlagzeilen zu sorgen“, versicherte Appel. Anleger griffen nach Post-Aktien, die zeitweise um fast sieben Prozent zulegten.
Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um 23,4 Prozent auf 24 Milliarden Euro, wie die Post mitteilte. Mehr als 18 Milliarden Euro fielen außerhalb des deutschen Heimatmarktes an. Der operative Ertrag (Ebit) kletterte um 12,2 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro, rund zehn Prozent davon stammten aus dem deutschen Brief- und Paketgeschäft. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von rund 1,5 (Vorjahr: 1,3) Milliarden Euro.
Seine Ergebnisprognose für 2022 bekräftigte Appel – und will sie auch im Fall einer Abkühlung der Weltwirtschaft erreichen. Bei einer unverändertenGeschäftsentwicklung halte die Post sogar „ein Ebit von mehr als 8,4 Milliarden Euro für möglich“. Appel hatte zum Jahresanfang einen operativen Gewinn (Ebit) von rund acht Milliarden Euro mit einer Abweichung von rund fünf Prozent nach oben oder unten in Aussicht gestellt. „Wir sind gut aufgestellt und halten an unserer mittelfristigen Ebit-Prognose von rund 8,5 Milliarden Euro für 2024 fest“, sagte Kreis weiter.
Der boomende Online-Handel und die anziehende Weltwirtschaft hatten die Deutsche Post in der Vergangenheit von Rekord zu Rekord getragen. Nun verliert zwar das Paketgeschäft mit Privatkunden auch wegen der Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher an Tempo, doch legen Geschäfte mit Frachtgut sowie mit Dienstleistungen rund um die Lagerhaltung deutlich zu. Allein die Frachtsparte – der derzeit umsatzstärkste Geschäftsbereich – konnte ihr operatives Ergebnis im Quartal mit 746 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Im Express-Geschäft stieg der Umsatz deutlich, das operative Ergebnis litt in der Sparte aber auch unter den Corona-Lockdowns in Teilen des wichtigen Markts China.
Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis verzeichnete die Post im deutschen Geschäft mit Briefen und Paketen. Kreis führte dies auf eine Normalisierung nach dem Corona-Boom zurück. Die Verbraucher hatten in der Covid-Krise mit steigenden Online-Bestellungen auf vorübergehend geschlossene Geschäfte und Auflagen der Behörden reagiert. „Die Volumina lagen nun in etwa auf dem Niveau von 2020“, sagte Kreis. Zudem speist Online-Riese Amazon weniger Pakete ins Post-Netzwerk ein und transportiert diese selbst. Doch andere Kunden nutzten die von Amazon freigemachten Kapazitäten der Post, sagte Kreis: „Die Bedeutung Amazons geht weiter zurück.“
Auch der Rivale UPS hatte im zweiten Quartal zugelegt – der US-Paketriese hatte ebenfalls Wachstum in Geschäften abseits des klassischen Paketgeschäfts mit den Verbrauchern verzeichnet. Konkurrent FedEx setzt ebenfalls auf selektivere Auslieferungen mit höheren Margen – etwa Transporte von Unternehmen zu Unternehmen.
Fracht- und Lagergeschäft bescheren Post hohes Wachstum
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