Berlin/Neu-Delhi, 01. Mai (Reuters) – Vor einem Besuch in Berlin hat der indische Ministerpräsident Narendra Modi die Beziehungen seines Landes mit Deutschland als besonders hervorgehoben. Nur mit Deutschland gebe es Regierungskonsultationen, bei denen sich mehrere Minister beider Kabinette träfen, schreibt Modi vor seinem Europabesuch am Wochenende.
Er wird am Montag zusammen mit einer Delegation Kanzler Olaf Scholz treffen und auch an einem Treffen mit Wirtschaftsvertretern teilnehmen. Die deutschen Maschinenbauer fordern vor dem Besuch den Abbau aller Zölle mit Indien im Industriebereich.
Scholz wird mit Modi nach Angaben der Bundesregierung auch über den Ukraine-Krieg sprechen. Indien hat sich den westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine nicht angeschlossen. Stattdessen hat das Land die Importe von russischem Öl nach Beginn des Angriffs erhöht, weil es von Moskau einen erheblichen Preisnachlass erhalten hat.
Modi kündigte an, dass er von Berlin aus nach Dänemark weiterreise, wo er auch an einem indisch-nordischen Gipfeltreffen teilnehmen wolle. Vor dem Rückflug werde er zudem in Paris mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zusammentreffen. Die Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland seien „der Pfeiler der strategischen Partnerschaft“, schreibt er.
Die frühere Kanzlerin Angela Merkel hatte 2011 die Regierungskonsultationen mit Indien begonnen – auch als Gegengewicht zu den engen wirtschaftlichen Beziehungen der deutschen Wirtschaft zu China. Auf dem europäischen Kontinent lebten mittlerweile eine Millionen Menschen mit indischer Herkunft, viele davon in Deutschland, betonte Modi.
Aus der deutschen Industrie kommen Rufe nach einem Abbau von Handelshemmnissen auf indischer Seite. „Im Maschinensektor liegen die indischen Zölle durchschnittlich bei 7,5 Prozent und gehören damit zu den höchsten der Welt. Auch die technischen Handelshemmnisse sollten angegangen werden“, sagte Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft im Maschinenbauverband VDMA, am Sonntag.
„Es ist Zeit, die Handelsbeziehungen mit Indien weiter auszubauen.“ Das Land sei ein großer Wachstumsmarkt in Asien und stehe bisher zu wenig im Fokus deutscher und europäischer Politik. Im Jahr 2021 beliefen sich die deutschen Exporte nach Indien auf 14,7 Milliarden Euro. Aus Indien wurden Waren im Wert von 12,9 Milliarden Euro importiert. Das Wachstum betrug im Vergleich zum Vorjahr mehr als 20 Prozent.
Indien dürfte eines der Länder sein, die die deutsche G7-Präsidentschaft zum G7-Gipfel im bayerischen Elmau Ende Juni einladen wird. Eine endgültige Entscheidung über die Gastländer beim Treffen der wichtigsten westlichen Industrienationen ist nach Angaben aus der Regierung aber noch nicht gefallen.
Indiens Regierungschef lobt vor Besuch Beziehungen mit Deutschland
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.