Düsseldorf, 14. Apr (Reuters) – Der Software-Riese SAP erwägt wegen des Ukraine-Krieges einen vollständigen Rückzug aus Russland. „Wir prüfen, wie wir den strukturierten Rückzug aus Russland machen“, zitierte das „Handelsblatt“ Aufsichtsratschef Hasso Plattner. „Gleichzeitig haben wir die Pflicht, für unsere 1300 Mitarbeiter in Russland zu sorgen.“
Der SAP-Mitbegründer äußerte sich gegenüber dem Blatt betroffen vom Krieg in der Ukraine. „Die Attacke von Russland auf die westliche Welt ist absolut bedrohlich. Übrigens ist das nicht Putin allein, ein ziemlich großer Teil des russischen Volkes scheint ja dahinterzustehen.“ SAP sei in Russland wohl das erfolgreichste internationale Softwareunternehmen, „weil wir als Deutsche uns extra Mühe gegeben haben, mit Russland klarzukommen, vielleicht sogar Freunde zu werden.“ Er habe sich für das Geschäft dort eingesetzt, bis vor kurzem sei er auch für die Gas-Pipeline Nord Stream 2 gewesen. „Vielleicht ist das fahrlässig gewesen.“
Anfang März hatte SAP bereits erklärt, sich den Sanktionen anzuschließen und das Neugeschäft in Russland wie auch Belarus einzustellen. Das beinhaltete allerdings nicht Dienstleistungen gegenüber Bestandskunden wie Wartungen oder Cloud-Dienste, die zunächst weiter angeboten wurden. Später im Monat beschloss der DAX-Konzern, sich aus dem Cloud-Geschäft in Russland zurückzuziehen, vor dem Komplett-Ausstieg machte er aber noch halt.
SAP macht nicht öffentlich, wie groß das Geschäft in Russland ist. Aus dem „Integrierten Bericht 2019“ – den letzten verfügbaren Daten – geht hervor, dass die russische Tochtergesellschaft unkonsolidiert in dem Jahr knapp 483 Millionen Euro umsetzte. Zu den Kunden gehören früheren Angaben zufolge die Fluggesellschaft AeroflotAFLT.MM und das Kreditinstitut Sberbank.
SAP erwägt Komplett-Rückzug aus Russland
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.