Motyschyn, 04. Apr (Reuters) – Die Ukraine wirft Russland schwere Kriegsverbrechen in den Gebieten um Kiew vor, die die Invasionstruppen vergangene Woche geräumt haben. Als ein Beispiel nennt Anton Heraschtschenko vom Innenministerium am Montag das Dorf Motyschyn westlich der Hauptstadt. Die Russen hätten die Dorfvorsteherin Olha Suchenko, ihren Mann Ihor Suchenko und ihren Sohn Olexandr erschossen und verscharrt. Er zeigte ihre teilweise mit Sand bedeckten Leichen.
„Die Besatzer vermuteten, dass sie mit unserem Militär zusammenarbeiteten und uns Standorte für unsere Artillerie verrieten“, sagt Heraschtschenko. „Dieser Abschaum folterte, schlachtete und tötete die ganze Familie.“ Russland weist solche Vorwürfe, die in mehreren zurückeroberten Orten erhoben werden, als Propaganda der Ukraine und des Westens zurück und spricht von einer Provokation.
Reuters konnte die Angaben von Heraschtschenko nicht überprüfen. Allerdings hat ein Reuters-Reporter die Leichen in der Nähe von Motyschyn in einem Wald bei einem fast völlig zerstörten Bauernhof gesehen. Der Kopf einer der Leichen im Sand war mit Klebeband umwickelt. Der Gemeindevorsitzende im Nachbardorf Makariw, Wadym Tokar, sagte einem Reuters-Reporter in einem Telefon-Interview, Olha Suchenko und ihre Familie seien von russischen Soldaten zwei bis drei Tage vor deren Abzug gefangen genommen worden. „Die Leichen liegen immer noch dort, wir können sie nicht herausholen, weil der Verdacht besteht, dass sie vermint sind“, sagte Tokar.
Der Reuters-Reporter sah nicht nur die notdürftig verscharrten Leichen bei dem ausgebrannten Bauernhof. Nicht weit entfernt in einem Brunnen entdeckte er auch die Leiche eines Mannes. Allem Anschein nach war der Mann gefesselt worden.
Ukraine – Dorfvorsteherin und ihre Familie erschossen und verscharrt
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