Auf der insureNXT moderiert Patrick Dahmen eine Session zum Thema „NXT|TRENDS New Work – Pandemie als Game Changer?“ Wir haben Patrick Dahmen interviewt.
Stellen Sie sich doch bitte kurz vor!
Mein Name ist Patrick Dahmen und ich arbeite seit knapp 25 Jahren in der Versicherungswirtschaft. Ich fühle mich in dieser Branche und ihrem zentralen Wertversprechen, unseren Kunden Sicherheit und Zuversicht zu geben, sehr wohl und zugehörig. Nach meiner Ausbildung zum Bankkaufmann studierte ich Betriebswirtschaftslehre in Deutschland und Frankreich. Anschließend hat es mich nach London verschlagen, um dort an der London School of Economics ein Master-Studium im Bereich Accounting und Finance zu absolvieren. Da ich mir damals schon gut vorstellen konnte, später einmal an die Universität zurückzukehren, habe ich anschließend an der Hochschule St. Gallen promoviert.
Die größte Herausforderung für unsere Branche war und ist für mich ihre umfassende Transformation – Change ist überall! Und das wollte ich genauer verstehen. Deshalb habe ich in den letzten zwei Jahren noch ein Executive Master Studium in Change und Transformationsmanagement an der internationalen Business School INSEAD in Frankreich durchlaufen. So viel zu meinem akademischen Background.
Meine berufliche Laufbahn startete ich 1999 bei der AXA in Deutschland als Assistent des Vorstandsvorsitzenden. Nach diversen Stationen im Rechnungswesen und Controlling, war ich von 2007 bis 2012 Finanzvorstand der AXA Deutschland, bevor ich von 2012 bis Ende 2018 die Geschäftsverantwortung für die Lebensversicherung im Vorstand übernahm. Bis August 2021 war ich dann bei der HDI in Deutschland als CEO für das Lebensversicherungsgeschäft sowie die Kapitalanlagen verantwortlich. In dieser Zeit lernte ich insbesondere das Bankassurance Geschäft genauer kennen. Seit Anfang 2022 bin ich als selbständiger Unternehmensberater und Senior Advisor im Bereich Financial Services tätig und unterstütze Versicherungsunternehmen und FinTechs in ihrer Weiterentwicklung und in der Bewältigung vielfältiger Change Themen.
Stellen Sie uns doch kurz ihr Unternehmen vor!
Den Schritt in die Selbstständigkeit habe ich zusammen mit einem Kollegen gemacht. Aufgrund meiner Branchenerfahrung und meinen 14 Jahren im Vorstand berate ich seit Januar Finanzdienstleistungsunternehmen in den Bereichen Strategie und Transformation. Wir arbeiten bewusst sehr eng mit den jeweiligen Teams in den Unternehmen zusammen, damit sie die erarbeiteten Lösungen auch wirklich umsetzen können.
Uns ist es wichtig, die inhaltliche Arbeit und die Ergebnisse emotional auch im jeweiligen Unternehmen zu verankern. Denn hier liegt die eigentliche Herausforderung. Die wenigsten Unternehmen haben ein wirkliches Erkenntnisproblem. Es hapert eher an der Umsetzung. Oftmals sind es die internen Dynamiken, die es letztendlich schwierig machen, neue Themen im Unternehmen umzusetzen. Und genau da setzen wir an.
Was sind Ihre Aufgaben im Unternehmen?
Vor allem die Akquisition von Projekten sowie deren Durchführung. Ich bringe mich aktiv in die Projekte ein und arbeite Hand in Hand mit den jeweiligen Teams. Damit grenzen wir uns klar von den bekannten international agierenden Unternehmensberatungen ab.
Außerdem bin ich in einigen Beiräten und Advisory Boards tätig, die sich um die strategische Weiterentwicklung von FinTechs kümmern.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Ihnen aus?
Seit der Pandemie verbringe ich zwei bis drei Tage pro Woche im Home Office. Wenn die Zeit es zulässt, fange ich morgens gerne mit Sport an – am liebsten gehe ich schwimmen. Ich bin kein wirklich guter Schwimmer, aber es macht mir sehr viel Spaß – und ist nebenbei auch ein effektives Training für den gesamten Körper. Danach beginnt mein eigentlicher Arbeitstag: Austausch im jeweiligen Projektteam, Einzelgespräche, die Dokumentation der Ergebnisse in Präsentationen, etc.
Ich habe aber auch viele Workshops vor Ort mit meinen Kunden zu Strategie- und Geschäftsmodellfragen. Oftmals haben diese Workshops eine Change Komponente – also eine Veränderung des eigenen Verhaltens als Beitrag zur Veränderung im Team oder Gesamtunternehmen. Hier liegt die eigentliche Herausforderung: Am Ende des Tages sind es Menschen mit eigenen Bedürfnissen und Sorgen, die Entwicklungsprozesse im Unternehmen anstoßen oder eben auch blockieren.
Auch Kundentermine in Form von Mittag- oder Abendessen oder die Teilnahme an Konferenzen kommen trotz Corona zum Glück häufig vor – das hält ein schönes Gleichgewicht in meinem Arbeitsalltag.
Über welches Thema sprechen Sie auf der insureNXT?
Auf der insureNXT moderiere ich eine Session zum Thema NXT|TRENDS New Work – Pandemie als Game Changer? – Wie nachhaltig hat die Pandemie unsere Arbeitswelt verändert? Welche Trends zeichnen sich ab? Ich freue mich schon sehr darauf.
Welche Anlagestrategien haben Sie persönlich?
Für mich gibt es hier ein Grundprinzip: Lege deine Eier in möglichst viele Nester. Oder fachlich ausgedrückt: Erziele eine möglichst starke Diversifikation in der Kapitalanlage hinsichtlich Regionen, Branchen sowie Kapitalanlageklassen. Das ist übrigens auch das Kernprinzip der deutschen Lebensversicherung: Diversifikation im Kollektiv unserer Kunden und über die Zeit.
Wie fit sind Sie im Kryptobereich?
Ich kenne natürlich das Thema, allerdings nicht im Detail. Es fängt schon damit an, dass es mir schwerfällt, die Werthaltigkeit dieser Währungen einzuschätzen. Ich habe das Gefühl, dass Kryptowährungen zu Spekulationen ermuntern. Der aufsichtsrechtliche Rahmen muss hier noch gestärkt werden. Ich bin mir grundsätzlich nicht ganz sicher, ob es in reifen und etablierten Volkswirtschaften wirklich Kryptowährung zusätzlich zu starken Weltwährungen wie dem US-Dollar bedarf. Diese Unsicherheit liegt sicherlich daran, dass ich das ganze Konstrukt noch nicht wirklich durchdrungen habe, wie anfangs gesagt. Ich habe mir fest vorgenommen, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Das ist sozusagen noch ein Thema auf meiner „Bucket List“.
Wie wichtig sind Events für das Networking und den Erfahrungsaustausch?
Meine Tätigkeit als Berater von Unternehmen und Start-ups lebt von meinem persönlichen Netzwerk und dem Erfahrungsaustausch – mit ganz unterschiedlichen Personen. Nur so kann ich ein gutes Gespür für aktuelle Themen und den Beratungsbedarf entwickeln.
Ich selbst lerne von diesen Events auch viel. Gerade der Austausch mit Start-up Gründer:innen ist sehr bereichernd. Ich nehme viele inhaltliche und kulturelle Impulse mit. Mir fällt dabei immer wieder auf, welche kulturellen Herausforderungen etablierte Versicherungsunternehmen im Vergleich zu den Start-ups haben – aber umgekehrt gilt das natürlich auch: etablierte Player und Start-ups können viel voneinander lernen, sofern beide Seiten offen dafür sind.
Welche Bücher können Sie empfehlen?
Ich lese gerne Sachbücher zu ganz unterschiedlichen Fragestellungen. Simon Sineks Bücher sind hier ganz vorne dabei, insbesondere „Start With Why“ oder „The Infinite Game“. Während meines letzten Urlaubs konnte ich endlich das Buch von Erica Fox „Winning From Within“ lesen. Zurzeit lese ich gerade den Klassiker von Marshall Rosenberg zur gewaltfreien Kommunikation.
Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?
Das ist schwer zu sagen. Ich bin ein Mensch, der sich für viele unterschiedliche Themen und Berufswege interessiert. Meine selbständige Tätigkeit macht mir zurzeit sehr viel Spaß – das Eintauchen in ganz unterschiedliche Kulturen und inhaltliche Problemstellungen fordert mich intellektuell und persönlich. Ich möchte meine Beratungstätigkeit noch weiter ausbauen. Gleichzeitig möchte ich mir eine gewissen Offenheit bewahren für das, was da noch kommen kann. Mein Bauch sagt mir jedoch, dass meine aktuelle Tätigkeit „mein Ding“ ist.
Wir bedanken uns bei Patrick Dahmen für das Interview. Aussagen des Autors und des Interview-Partners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlages wieder.
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Patrick Dahmen im Interview
Fotos: John M. John / HDI