Frankfurt, 30. Mrz (Reuters) – Wegen wachsender Zweifel an einer raschen Waffenruhe in der Ukraine ziehen sich Anleger wieder aus den europäischen Aktienmärkten zurück. Kopfschmerzen bereiteten ihnen am Mittwoch außerdem die Rezessionssignale vom US-Anleihemarkt. Dax und EuroStoxx50 fielen daher um jeweils 1,4 Prozent auf 14.606,05 beziehungsweise 3945,32 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gab 0,2 Prozent nach.
Die jüngste Verhandlungsrunde zwischen Russland und der Ukraine habe keine greifbaren Ergebnisse gebracht, monierten die Analysten der Bank Unicredit. Ihre Kollegen von der Deutschen Bank wiesen darauf hin, dass die angekündigte Reduzierung der Angriffe auf Kiew und Tschernihiw als taktischer Zug gesehen werden könne, um die russischen Truppen neu zu formieren. Beide Städte wurden am Mittwoch erneut unter Beschuss genommen.
An der Moskauer Börse ging es dennoch erneut aufwärts. Der Aktienindex RTS stieg um 7,7 Prozent. Russische Staatsanleihen waren ebenfalls gefragt, wodurch die Rendite der zehnjährigenRU10YT=RR Titel auf 11,7 Prozent zurückging. Die Aufwertung des Rubel drückte den Kurs des DollarRUBUTSTN=MCX knapp 1,3 Prozent ins Minus auf 84,15 Rubel.
„INVERSE RENDITEKURVE“ AM US-BONDMARKT – ÖL UND GAS TEURER
Bange Blicke richteten Börsianer auf den US-Anleihemarkt, wo die zweijährigenUS2YT=RRBonds zeitweise mehr abwarfen als die zehnjährigenUS10YT=RR. Als Indikator für eine nahende Rezession sei diese „inverse Renditekurve“ verlässlich, sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Sie sage aber nichts über den Zeitpunkt des Abschwungs aus.
Auch hierzulande sei eine Rezession nicht auszuschließen, warnten die Wirtschaftsweisen. Dies drohe vor allem bei einem Embargo russischer Energie-Importe. Gleichzeitig bestehe die Gefahr, dass Russland wegen des Streits um die Bezahlung seiner Exporte in Rubel seinerseits den Gashahn zudrehe, warnte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Der europäische Erdgas-Future stieg daraufhin um gut zehn Prozent auf 117 Euro je Megawattstunde.
Spekulationen über ein europäisches Embargo auf russisches Öl trieb auch den Preis für die Sorte BrentLCOc1 aus der Nordsee. Sie verteuerte sich um drei Prozent auf 113,50 Dollar je Barrel (159 Liter). Sollte es zu einem Boykott kommen, werde sich das Angebot um eine zusätzliche Million Barrel pro Tag verringern, rechneten die Experten der Beratungsfirma JBC Energy vor. Vor diesem Hintergrund stieg der Index für die europäische Öl- und Gasbranche.SXEP gegen den Trend um drei Prozent.
CONTI IN INDIEN UNTER VERDACHT – LULULEMON IM AUFWIND
Am deutschen Aktienmarkt rückte Continental ins Rampenlicht. In Indien wurde Insidern zufolge mehrere Reifen-Hersteller wegen des Verdachts möglicher Wettbewerbsverstöße durchsucht. Darunter sei auch das Vertriebsbüro des deutschen Konzerns in der Stadt Faridabad. Conti-Titel rutschten um 6,6 Prozent ab.
Aufwärts ging es dagegen für Lululemon. Die Papiere des Yogabekleidungsanbieters stiegen dank eines Quartalsergebnisses und eines Ausblicks über Markterwartungen an der Wall Street um neun Prozent. Vor dem Hintergrund der Zuversicht des Managements in die Kollektionen könnten sich die Geschäftsziele des Yogabekleidungsanbieters als konservativ entpuppen, schrieb Analyst John Kernan vom Vermögensverwalter Cowen.
Ukraine- und Konjunktursorgen setzen Europas Börsen zu
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