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Wirtschaftsweise – Längere AKW-Laufzeiten in Energiekrise prüfen

Berlin, 10. Jan (Reuters) – Die Energiekrise wird Deutschland nach Ansicht der Wirtschaftsweisen-Chefin Monika Schnitzer noch weit über das laufende Jahr hinaus belasten. Die Top-Ökonomin veranschlagte die Dauer im Interview mit Reuters auf noch „anderthalb bis zwei Jahre“, bis Flüssiggas in der Menge verfügbar sei, wie sie nach dem Wegfall russischer Energielieferungen benötigt werde. Daher stelle sich die Frage, ob man in dieser Zeit die deutschen Atomkraftwerke noch laufen lassen könne. Sie verwies bei dem Gespräch am Dienstag auch darauf, dass der von ihr geführte Sachverständigenrat Wirtschaft (SVR) der Bundesregierung bereits im November empfohlen habe, sorgfältig zu prüfen, ob die letzten deutschen Atomkraftwerke noch länger am Netz bleiben könnten.

„Man sollte sie möglichst lange nutzen“, betonte die Regierungsberaterin. Doch AKW deckten nur einen kleinen Teil des Energiemarkts ab. Sie seien zudem nicht so flexibel wie Gaskraftwerke: „Man kann sie nicht so einfach runter- und wieder hochfahren. Und sie können auch nicht ersetzen, was wir als Rohstoff an Gas für die Industrieproduktion brauchen.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte im Oktober per Machtwort entschieden, dass die AKW im April 2023 vom Netz sollen und damit einen Koalitions-Streit zunächst beigelegt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schloss jüngst eine Experten-Kommission zur Prüfung längerer AKW-Laufzeiten aus, wie sie Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) angeregt hat. Wissing will die Meiler aus Klimaschutzgründen über den April hinaus am Netz halten. Schnitzer wollte zu dem regierungsinternen Streit nicht Stellung beziehen.

PLÄDOYER FÜR CO2-SPEICHERUNG

Sie betonte zugleich die Notwendigkeit, dass sich Deutschland in Sachen CO2-Speicherung bewegen müsse. Auch Klimaschutzminister Habeck sieht derzeit für die Industrie keine andere Möglichkeit, klimaneutral zu werden als die unterirdische CO2-Speicherung zu nutzen. Diese als CCS (Carbon Capture and Storage) bekannte Technologie ist aber bislang in Deutschland verboten. Und Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sperrt sich gegen eine schnelle Lockerung. Schnitzer sagte, man könne mit Fug und Recht behaupten, dass die CO2-Speicherung eine Technologie sei, um die Deutschland nicht herumkommen werde. „Denn selbst in einer Situation, wo wir ganz CO2 neutral sein wollen, werden wir Prozesse nutzen müssen, die CO2-Ausstoß verursachen“, sagte Schnitzer und fügte an: „Das heißt, wir müssen im gleichen Umfang dann auch entsprechend das wieder neutralisieren, indem wir es einspeichern.“

Unter CCS versteht man die Abscheidung von Klimagasen etwa aus Industrieprozessen und die unterirdische Speicherung meist in ausgebeuteten Erdgas-Lagerstätten. Der Versuch, dies in Deutschland möglich zu machen, scheiterte vor rund zehn Jahren auch am Widerstand der Grünen.

Wirtschaftsweise – Längere AKW-Laufzeiten in Energiekrise prüfen

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Qubes Pictures auf Pixabay

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