Berlin, 23. Nov – Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sieht die Gaspreisbremse angesichts absehbar weiter stark erhöhter Energiepreise als sinnvolles Instrument an. Es biete Entlastung und zugleich einen Anreiz zum Einsparen von Energie, sagte die Erlanger Ökonomin am Mittwoch per Videoschalte auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel in Berlin. Die Gaspreise seien auf historischen Höchstständen und würden voraussichtlich erst 2024 wieder sinken, wenn man den Terminmärkten Glauben schenke. Diesen „Kosten-Tsunami“ gelte es abzufedern: „Deswegen macht die Gaspreisbremse für die Haushalte und die Industrie auch viel Sinn“, fügte Grimm hinzu. Europa müsse sich darauf einstellen, dass die Gaspreise künftig höher sein würden, als man dies historisch gewohnt sei.
Grimm wies zugleich Kritik zurück, die Gaspreisbremse biete nicht genügend Anreize zum Sparen von Energie. Die Bremse sei vielmehr so konzipiert, dass man als Verbraucher die Möglichkeit habe, durch Sparmaßnahmen die Kosten „signifikant“ zu senken. Auch für die Industrie gelte nach ihren Informationen in der Umsetzung, dass Unternehmen einen „vollen Sparanreiz“ haben sollten. Und das sei sehr wichtig. Denn durch die Praxis des sogenannten „Fuel Switch“ in der Industrie – also das Umsteigen auf andere Energieträger – werde Gas in sehr großem Umfang eingespart. „Und diese Maßnahmen dürfen natürlich nicht zurückgedreht werden in der kurzen Frist, weil dann könnten wir schnell in ein Problem laufen und eine Gasmangel-Lage erleben“, warnte die Wissenschaftlerin.
Die Haushalte in Deutschland sollen mit der Gaspreisbremse schon ab Januar entlastet werden. Zwar soll die Deckelung des Gas- und Fernwärmepreises erstmals ab März umgesetzt werden, dann sollen aber die Monate Februar und Januar rückwirkend mit angerechnet werden. Wie geplant sollen 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf zwölf Cent pro Kilowattstunde für Haushalte und Gewerbe begrenzt werden. Beim Strom soll der Deckel bei 40 Cent liegen. Ähnliches ist für die Groß-Industrie festgelegt. Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine waren Gas- und in der Folge die Strompreise rasant gestiegen. Für Haushalte wurde deshalb bereits für Dezember ein einmaliger Abschlag auf den Gaspreis in Höhe von rund einem Zwölftel der Jahresrechnung beschlossen.
Wirtschaftsweise – Energiepreisbremse bewahrt Haushalte vor „Kosten-Tsunami“
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von minka2507 auf Pixabay
Hier findet ihr die aktuellen Livestream-Folgen. Mehr aus Web3, NFT und Metaverse.