Oslo, 03. Mai (Reuters) – Der Chef des mit 1,2 Billionen Dollar gefüllten norwegischen Staatsfonds rechnet angesichts des Ukraine-Krieges und anderer Herausforderungen für lange Zeit mit schwierigen Bedingungen an den Finanzmärkten. „Die geopolitischen Folgen des Krieges sind schwer vorherzusagen, aber wir stehen wahrscheinlich vor den größten Veränderungen seit 30 Jahren“, sagte Nicolai Tangen am Dienstag bei einer parlamentarischen Anhörung. „Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass die zunehmenden Reibungen zwischen den Supermächten und eine Umkehrung der Globalisierung die Märkte beeinflussen werden.“
Der norwegische Fonds, der sein Vermögen in ausländische Aktien, Anleihen, Immobilien und Projekte im Bereich erneuerbare Energien investiert, könne sich „nirgendwo verstecken“. Stattdessen müsse er das Risiko managen, das mit dem Engagement auf den globalen Märkten einhergehe, sagte Tangen. „All dies zusammengenommen bedeutet, dass wir eine holprige Reise vor uns haben.“ Hinzu komme eine hohe Inflation bei nach wie vor sehr niedrigen Zinsen und teuren Aktien.
Der 1996 gegründete weltgrößte Staatsfonds investiert die Einnahmen aus dem norwegischen Öl- und Gassektor. Er hält weltweit Anteile an 9300 Unternehmen, die 1,3 Prozent aller börsennotierten Aktien ausmachen. Man sei derzeit nicht in der Lage, das Portfolio russischer Aktien zu verkaufen, sagte Tangen. Der Markt für diese Vermögenswerte funktioniere derzeit nicht. Ende 2021 besaß der Staatsfonds russische Aktien im Wert von knapp drei Milliarden Dollar, was 0,2 Prozent des Gesamtvolumens entspricht. Mittlerweile soll der Wert der russische Beteiligungen um mindestens 90 Prozent gefallen sein.
Jeder Norweger verfügt dank des Staatsfonds auf dem Papier über ein Vermögen von 230.000 Dollar. Ziel des Fonds ist es, die Erdöleinnahmen mit künftigen Generationen zu teilen.
Weltgrößter Staatsfonds erwartet schwieriges Marktumfeld für lange Zeit
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.