Samstag, April 27, 2024
StartBörseVW treibt Porsche-Börsengang trotz Krise allerorten voran

VW treibt Porsche-Börsengang trotz Krise allerorten voran

Frankfurt/Hamburg, 06. Sep – Volkswagen will trotz Ukraine-Krieg, Energiekrise und Rezessionsangst seine renditestarke Sportwagentochter Porsche an die Börse bringen. Am späten Montagabend gab der Mutterkonzern VW den Startschuss für die Notierung von 12,5 Prozent des Grundkapitals von Porsche an der Frankfurter Börse bis Anfang Oktober. Gestoppt würde der Plan nur, wenn die geopolitische Lage so ernst wäre, dass ein Börsengang kein wirkliches Thema mehr wäre, sagte Porsche-Finanzchef Lutz Meschke. Oliver Blume, in Personalunion seit September Chef von VW und Porsche, gab sich selbstbewusst: „Ein Porsche-IPO könnte ein Eisbrecher am Markt sein.“ Porsche habe in den Krisen der vergangenen Jahre große Widerstandsfähigkeit bewiesen und hohe Margen erzielt. Das werde die Investoren überzeugen.

Der Porsche-Börsengang ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderer: Mit einem möglichen Emissionsvolumen von 7,5 bis zehn Milliarden Euro wäre es einer der größten der vergangenen Jahre in Europa. Die Investoren sollen die Milliarden liefern, aber dafür wie beim VW-Konzern nur Vorzugsaktien ohne Stimmrecht bekommen. Das Sagen behalten VW und deren Eignerfamilie Porsche und Piech. Diese sichert sich zusätzlich zu ihrer Stimmenmehrheit über VW ein Vetorecht bei Porsche mit 25 Prozent der Stammaktien plus einem Papier. Finanzieren können sie das teils mit einer VW-Sonderdividende, die dank der an der Börse eingesammelten Porsche-Milliarden ausgeschüttet werden soll.

„Das ist ein historischer Moment für Porsche“, erklärte Blume. Das gilt nicht nur für die Firmengeschichte, sondern ganz besonders auch für die Porsches. Die Namensgeber hatten ihren direkten Einfluss auf Porsche mit der gescheiterten Übernahme des VW-Konzerns durch die kleine Sportwagenschmiede vor zehn Jahren verloren. Mit dem Schritt jetzt kann die Wunde etwas heilen. 

Unabhängigkeit der Ertragsperle Porsche von VW für noch erfolgreicheres Wachstum ist das Ziel des Börsengangs. „Wir glauben, dass ein Börsengang für uns ein neues Kapitel mit größerer Unabhängigkeit als einer der weltweit erfolgreichsten Sportwagenhersteller aufschlagen würde“, bekräftigte Blume. Doch die Personalüberschneidungen zwischen VW, der Familienholding Porsche SEPSHG_p.DE und dem Sportwagenbauer Porsche AG sind noch enger, seit Blume zwei Hüte auf dem Kopf hat. An Unabhängigkeit glauben daher etliche Investoren nicht. Analysten warnten vor Interessenkonflikten.

KLAR IM DIENSTE PORSCHES

Die VW- und Porsche-Manager traten den Befürchtungen abermals entgegen. VW-Finanzchef Arno Antlitz wies darauf hin, dem werde durch Regeln vorgebeugt, nach denen Blume zum Beispiel an bestimmten Abstimmungen nicht teilnehme. Porsche-Finanzchef Meschke widersprach der These, der Ausgabekurs könnte niedrig gehalten werden, weil die Porsches und Piechs dann weniger für ihren Anteil bezahlen müssten. Sie sollen einen Aufschlag von 7,5 Prozent auf den Preis der Vorzugsaktien zahlen, was nach Ansicht von Analysten vergleichsweise günstig ist. „Wir arbeiten klar in die Richtung, eine faire Bewertung zu bekommen“, sagte Meschke, ehe er sich auf den Weg nach London zu Gesprächen mit Investoren machte. Er ist zugleich verantwortlich für das Beteiligungsmanagement der Familienholding Porsche SE. Sie könnten ihre Führungsposten klar trennen und Interessenkonflikte vermeiden, betonten Blume und Meschke.

Auf die Milliarden eines Börsengangs, die voll in die Kasse von Volkswagen und seinen Aktionären fließen, sei Porsche ohnehin nicht angewiesen. Das Unternehmen, das seit Jahren mehr als 15 Prozent operative Rendite einfährt und auf längere Sicht die Marke von 20 Prozent knacken will, habe so viel Mittel, dass es seine Investitionen alleine finanzieren könne, betonte Meschke. Größenvorteile in Entwicklung und Produktion mit den anderen VW-Marken sollen den Gewinn weiter mit absichern. 

NÄCHSTER VW-BÖRSENKANDIDAT IN SICHT

Volkswagen beschäftigt sich unterdessen mit dem nächsten möglichen Börsengang. Mit den erhofften Einnahmen aus der Platzierung von Vorzugsaktien will der Konzern seine Transformation zu einem führenden Anbieter von E-Autos, Digitalisierung und vernetzten Diensten finanzieren. „Insbesondere unsere Batteriestrategie bedarf erheblicher finanzieller Mittel“, erklärte VW-Finanzchef Antlitz. Dabei sei Volkswagen auch auf Partner angewiesen: „Wir haben immer gesagt, dass wir diesen Hochlauf nicht alleine finanzieren wollen, sondern dass wir strategische Partner suchen, das können auch finanzielle Partner sein.“ Einen späteren Börsengang der Batterieaktivitäten schloss Antlitz nicht aus.

VW treibt Porsche-Börsengang trotz Krise allerorten voran

Quelle: Reuters

Titelfoto: Copyright [josekube] /Depositphotos.com

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