Hamburg, 04. Mrz (Reuters) – Volkswagen wird seine Fabrik für das neue E-Auto „Trinity“ in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Stammwerk errichten. Der Aufsichtsrat legte sich am Freitag auf den Wolfsburger Ortsteil Warmenau als Standort fest und gab Mittel von rund zwei Milliarden Euro frei.
Baubeginn soll im Frühjahr 2023 sein. Kurz zuvor hatte Tesla die endgültige Baugenehmigung für seine längst fertiggestellte Autofabrik im brandenburgischen Grünheide erhalten. Der weltgrößte Elektroautobauer muss noch einige Auflagen erfüllen, bevor sein erstes Werk in Europa den Betrieb aufnehmen kann. Volkswagen will mit der Trinity-Fabrik die Aufholjagd zum enteilten Konkurrenten beschleunigen.
VW-Markenchef Ralf Brandstätter nannte die Entscheidung einen wichtigen Meilenstein für die Transformation des Produktionsstandortes in Wolfsburg. Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte, die Trinity-Fabrik soll zur Blaupause für den bisherigen Teil des Stammwerks und für VW insgesamt werden. Verabredet worden sei außerdem, in Wolfsburg die Felder Batterie, Laden und Digitalisierung auszubauen.
In Wolfsburg soll ab 2026 ein komplett neuentwickeltes E-Auto vom Band laufen, mit dem VW automatisches Fahren für breite Käuferschichten erschließen will. In dem vom Halbleitermangel und wegen des Ukraine-Krieg zusätzlich von Materialengpässen gebeutelten Stammwerk soll die Produktion von Autos mit Verbrennermotor vorerst weiterlaufen. Dort will Volkswagen ab 2023 auch den vollelektrischen ID.3 montieren, um die Zeit bis zum Trinity-Start zu überbrücken.
Mit Trinity wollen die Wolfsburger ähnliche Bedingungen schaffen wie sie Tesla in Grünheide hat. Dort hat der US-Konzern auf der grünen Wiese binnen zwei Jahren eine Fabrik mit automatisierter Fertigung hochgezogen. Nach der Freigabe durch die Behörden können dort schon bald die ersten E-Autos vom Band rollen.
WOLFSBURG 2.0
Im VW-Werk in Wolfsburg, dessen Grundstein vor mehr als 80 Jahren von den Nazis gelegt wurde, sollen in den nächsten Jahren die Fertigungslinien perspektivisch von vier auf zwei verdichtet werden, wie VW vorher bereits mitgeteilt hatte. Durch die frei werdenden Flächen soll die Möglichkeit geschaffen werden, eine weitere Produktion nach dem Vorbild von Trinity einzurüsten.
„Wir haben also bald zwei E-Werke, ein Verbrenner-Werk und ein Entwicklungszentrum in Wolfsburg. Der Konzern bekommt eine reduzierte schnelle Verwaltung, wird Hauptsitz der Volumengruppe“, hatte Konzernchef Herbert Diess unlängst erklärt. Mit Entwicklungszentrum „Campus Sandkamp“, in das VW 800 Millionen Euro investiert, wollen die Wolfsburger technologisch auf Augenhöhe mit Tesla kommen. Ziel ist, durch eine vollvernetzte, automatisierte Fertigung wie bei Tesla ein Auto in etwa zehn Stunden zu bauen.
Ein ähnliches Projekt wie Trinity hat die Konzerntochter Audi unter dem Namen „Artemis“ für zwei E-Modelle der Marken Audi und Bentley aufgesetzt, für das das Werk in Hannover den Zuschlag bekommen hatte. Die Sportwagentochter Porsche will Insidern zufolge mit eigener Technik ein solches Fahrzeug in Leipzig bauen. Über die Entscheidungen war lange gerungen worden.
VW baut neue „Trinity“-Fabrik in Wolfsburg
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.