Donnerstag, April 18, 2024
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Varta stoppt Fabrikneubau für Auto-Batteriezellen

Frankfurt, 15. Nov (Reuters) – Der mit hohen Kosten und Auftragsverzögerungen kämpfende Batteriehersteller Varta hat ein Sparprogramm mit Kurzarbeit und Investitionsstopp angekündigt. Wegen sinkender Nachfrage nach Knopfzellen für Kopfhörer gingen am Standort Nördlingen rund 500 Beschäftigte von Dezember bis April zu 80 Prozent ihrer Arbeitszeit in Kurzarbeit, kündigte das Unternehmen am Dienstag an. Bis zu 200 befristet Beschäftigte sollen gehen. Der geplante Neubau der Fabrik für Batteriezellen für Elektroautos werde mangels Abnahmezusagen von Autobauern gestoppt. Auch Preise sollen erhöht werden. So will Varta die Kosten mindestens um 40 Millionen Euro im kommenden Jahr senken, erklärte der neue Varta-Chef Markus Hackstein. 

Mit massiv steigenden Kosten von Energie und Rohstoffen und zugleich immer trüberen Konjunkturaussichten stehe Varta wie viele Unternehmen vor großen Herausforderungen. Sie verursachten bisher Belastungen von 220 Millionen Euro. „Wir werden diese Herausforderungen jedoch meistern“, sagte Hackstein, der Ende September überraschend Herbert Schein als Vorstandssprecher abgelöst hatte. Nach mehreren Gewinnwarnungen nannte Varta ein neues Ergebnisziel für 2022 mit einem Betriebsgewinn von 55 bis 60 Millionen Euro – fast minus 80 Prozent zum Vorjahr. Per Ende September fiel ein Nettoverlust von 20 Millionen Euro an.

Eine Dividende können die Besitzer der stark gebeutelten Aktie des MDax-Konzerns aus Ellwangen nicht erwarten, erklärte Varta. Nach mehreren Gewinnwarnungen brach der Titel binnen eines Jahres um mehr als 70 Prozent ein. Am Dienstag ging der Ausverkauf weiter, während sich die Veröffentlichung der endgültigen Quartalszahlen aus technischen Gründen stundenlang verzögerte. Es habe sich um ein reines IT-Problem und keinen Cyberangriff gehandelt, erklärte Finanzchef Armin Hessenberger.

Der Jahresumsatz 2022 soll jetzt auf 805 bis 820 Millionen Euro sinken von 903 Millionen Euro 2021. Für das kommende Geschäftsjahr stellte das Unternehmen eine leichte Erholung auf 850 bis 880 Millionen Euro Umsatz und 90 bis 110 Millionen Euro Betriebsgewinn in Aussicht.

GELDGEBER GESUCHT 

Wie es nach der Notbremse für den Fabrikneubau in Nördlingen mit dem Zukunftsprojekt Batteriezellen für Autos weitergeht, ist unklar. Varta hätte für eine Produktionskapazität von ein bis zwei Gigawattstunden 500 Millionen Euro investieren müssen. Ende 2021 war eine Pilotanlage in Betrieb gegangen, ein Serienauftrag eines Autobauers für Hochleistungszellen soll abgearbeitet werden. Dabei handelt es sich nach Medienberichten um die Sportwagenschmiede Porsche, wie Varta aber nicht bestätigt. Doch weitere Lieferverträge mit Autokonzernen gibt es Hackstein zufolge nicht. Für weitere Produkte über die derzeit gebaute Standardzelle des Formats 21700 hinaus müssten hohe Investitionen fließen. „Wir haben nur beschränkte finanzielle Mittel, das weiterzuentwickeln“, sagte der Varta-Chef. Projekte für künftige Lithium-Ionen-Rundzellen seien nicht aufgegeben. Doch das Unternehmen ist auf der Suche nach Geldgebern – seien es Investoren über Beteiligungen an der eigens für das Produkt V4Drive gegründeten separaten Gesellschaft oder Partnerschaften mit Kunden. Neben der Autoindustrie seien auch Hersteller von Akku-Werkzeugen Kandidaten dafür. Hacksteins Vorgänger Schein leitet die neue Tochterfirma. 

Ende September hatte der Hersteller von Knopfzellen, Haushaltsbatterien und Energiespeichern bereits die Gewinnprognose für dieses Jahr gekippt. Damals hieß es, zwei große Aufträge verzögerten sich. Das Unternehmen beliefert unter anderem Apple mit Batterien für die „Airpods“-Kopfhörer. Die Nachfrage nach diesem Produkt sei gesunken, während die nach Haushaltsbatterien und Speichern gut sei, erklärte Varta. Nach neun Monaten liegt der Umsatz mit 571 Millionen Euro acht Prozent unter Vorjahr, das bereinigte Ebitda ist um fast zwei Drittel auf 66 (182,5) Millionen Euro eingebrochen.

Varta stoppt Fabrikneubau für Auto-Batteriezellen

Quelle: Reuters

Titelfoto: Bild von Alexei auf Pixabay

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