Frankfurt, 30. Jun (Reuters) – Die Furcht vor einem Abschwung der Wirtschaft lässt US-Anleger nicht los. Der US-Standardwerteindex Dow Jones fiel am Donnerstag um ein knappes halbes Prozent auf 30.925 Punkte. Der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq büßten ähnlich stark ein.
Damit summiert sich das Minus des S&P 500 der vergangenen drei Monate auf 16 Prozent – womit er vor dem schwärzesten zweiten Quartal seit 52 Jahren steht. Für den Dow Jones ging es mit einem Minus von elf Prozent zuletzt vor 20 Jahren in diesem Zeitraum so stark bergab. Beim Nasdaq, dessen Historie nicht annähernd so weit wie bei den beiden anderen Indizes zurückreicht, ist es ein Rekord-Minus von 22 Prozent.
„Es scheint, dass der Pessimismus einen Höhepunkt erreicht hat“, sagte Portfoliomanager Josh Wein vom Vermögensverwalter Hennessy Funds. „Das ist auch verständlich angesichts der Inflationsdaten und der abflauenden Konsumausgaben.“ Diese stiegen in Mai mit 0,2 Prozent gerade einmal halb so stark wie erwartet.
Sorgen bereiteten Börsianern bekräftigte Bekenntnisse zum Kampf gegen die Inflation durch die Chefs der US-Notenbank Fed, der EZB und der Bank von England (BoE). „Jerome Powell, Christine Lagarde und Andrew Bailey sind im Augenblick das Trio der schlechten Laune und haben die Hoffnung, dass die Notenbanken auf die zinspolitischen Bremse treten werden, zunichtegemacht“, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG.
ROHSTOFFPREISE FALLEN – „SICHERE HÄFEN“ GEFRAGT
Die Rezessionsängste spiegelten sich auch in fallenden Rohstoffpreisen wider. Spekulationen auf eine sinkende Nachfrage drückten die US-Rohölsorte WTI um zwei Prozent auf 107,47 Dollar je Barrel (159 Liter) und KupferCMCU3 um 1,4 Prozent auf 8286 Dollar je Tonne. Vor diesem Hintergrund fielen die Aktien von Ölkonzernen wie Exxon und Chevron um bis zu 2,2 Prozent. Daran änderte auch ein Urteil des Obersten US-Gerichts kaum etwas. Der Supreme Court begrenzte die Befugnisse der Regierung, die CO2-Emissionsgrenzen von Kraftwerken zu senken.
Gefragt waren dagegen „sichere Häfen“ wie US-Staatsanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen US-Bonds auf 2,989 Prozent.
GEWINNEINBRUCH BEI WALGREENS – SPIRIT IM STEIGFLUG
Zu den Verlierern am US-Aktienmarkt zählte Walgreens Boots Alliance mit einem Kursminus von bis zu 5,6 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 38,57 Dollar. Der Quartalsgewinn der Drogeriekette brach um 76 Prozent ein. Ein Grund hierfür war eine 683 Millionen Dollar schwere Rückstellung im Zusammenhang mit einem Vergleich im Streit mit dem US-Bundesstaat Florida. Dieser wirft dem Unternehmen vor, die dortige Opioid-Krise verschärft zu haben.
Gefragt waren dagegen die Titel von Spirit AirlinesSAVE.N, die sich um vier Prozent verteuerten. Die Fluggesellschaft verlegte die Hauptversammlung, auf der am Donnerstag über die Übernahme durch Frontier Deal abgestimmt werden sollte, auf den 8. Juli. Offenbar ist man sich nicht sicher, ob eine Mehrheit zustande kommt. Rivale JetBlue bietet mehr als Frontier für Spirit. Dessen Management lehnt einen Zusammenschluss allerdings wegen kartellrechtlicher Bedenken ab. Frontier-Papiere zogen 0,4 Prozent an, während JetBlue-Aktien sechs Prozent verloren.
US-Index S&P 500 vor schwärzestem 2. Quartal seit 1970
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