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Trendwende am Immobilienmarkt – Mieten in, Kaufen bald out?

Berlin, 14. Jul (Reuters) – Die stark gestiegenen Zinsen sorgen für eine Trendwende am deutschen Immobilienmarkt. „Wir sehen eine Nachfrageverschiebung von Kauf zu Miete“, sagte Geschäftsführer Thomas Schroeter von Immoscout24 am Donnerstag. Wie aus Daten des Online-Portals hervorgeht, brach die Nachfrage nach Kauf-Immobilien im zweiten Quartal 2022 binnen Jahresfrist um 36 Prozent ein. Als Folge davon stieg die Zahl der Angebote für Wohnungen und Häuser um 46 Prozent, und Inserate blieben auch länger online als im Vorjahr. Denn für Verkäufer wird es schwieriger, Abnehmer zu finden. Dies sorgt zwar nicht bundesweit für sinkende Preise, aber in den großen Ballungsräumen. Die deutlich höheren Finanzierungskosten für den Immobilienkauf lassen derweil die Nachfrage nach Mietwohnungen um 48 Prozent steigen. 

Die niedrigen Zinsen hatten in den vergangen Jahren zu einem Bauboom und damit auch zu steigenden Immobilienpreisen geführt. Derzeit befinde sich der Markt aber in einer Phase der Anpassung an die neue ökonomische Realität, erklärte Immoscout24. Denn gestiegene Rohstoff- und Baukosten wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs, die Inflation und vor allem das höhere Zinsniveau hätten Spuren hinterlassen. „Erstmals seit der Finanzkrise 2008 sehen wir so deutliche Preiskorrekturen, vor allem bei Neubau-Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern in Bestand und Neubau“ erläuterte Schroeter. Hier seien die Angebotspreise in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart um bis zu 6,6 Prozent gesunken. 

Kaufinteressenten mit genug Eigenkapital kämen die fallenden Preise und der gesunkene Wettbewerb um die Objekte zwar entgegen. „Sie finden aktuell deutlich mehr Angebote und können wieder eher über den Kaufpreis verhandeln als zuvor.“ Für viele Kaufinteressenten hingegen sei es durch das hohe Zinsniveau von über drei Prozent nun viel schwieriger, den Traum vom Eigenheim umzusetzen als noch vor einem halben Jahr. „Die monatlichen Raten haben sich gegenüber dem Tiefstand der Zinsen im letzten Jahr für ein typisches Finanzierungsmodell bis auf das Doppelte verteuert.“ Dies vollzieht sich laut Schroeter für viele Menschen mit einer noch nie gesehenen Geschwindigkeit – nach dem Motto: „Was ich mir diese oder letzte Woche noch leisten konnte, kann ich mir nächste Woche nicht mehr leisten.“ 

Deshalb wird Mieten wieder attraktiver. Wie aus den Immoscout24-Daten hervorgeht, kletterten die Angebotspreise für Mietwohnungen im zweiten Quartal deutschlandweit deutlich stärker als zuletzt. Bestandswohnungen wurden durchschnittlich 2,7 Prozent teurer als zu Jahresanfang angeboten, bei Neubauwohnungen gab es ein Plus von 3,6 Prozent. Im Bundesdurchschnitt lagen die Angebotsmieten für Bestandswohnungen bei 7,66 Euro pro Quadratmeter und bei Neubauwohnungen bei 10,59 Euro. Für Bestandswohnungen rechnet Immoscout24 bis Ende 2022 mit steigenden Preisen von sechs Prozent, bei Neubau-Wohnungen mit acht Prozent. Denn die Nachfrage nach Mietwohnungen liegt weiter deutlich über dem Angebot, was letztlich zu höheren Mieten führe. 

Immoscout24 betonte, dass der Markt für Kaufimmobilien nicht eingebrochen sei. Denn die Nachfrage sei immer noch fast doppelt so hoch wie vor der Corona-Pandemie. Es handele sich um eine Abkühlung der „sehr überhitzten Phase 2022/21“.

Trendwende am Immobilienmarkt – Mieten in, Kaufen bald out?

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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